Veranstaltungstipp 12.12. Uni Halle: Vom Schwinden der Israelsolidarität

Dienstag, 12. Dezember 2023, 19 Uhr
Melanchthonianum, Hörsal XV
Universitätsplatz 7, Halle
fb: https://​fb​.me/​e​/​1​d​g​0​F​6​gG5
 

Vom Schwinden der Israelsolidarität

Vortrag und Diskussion mit Sören Pünjer (Berlin)

Es scheint so, als wäre die Parole „Solidarität mit Israel“, anders als in der Zivilgesellschaft mit ihren unzähligen antisemitischen sogenannten Kultur- und Kunstschaffenden, zum festen Bestandteil des deutschen politischen Establishments geworden. Vernahm man die Parole vor allem seit der Jahrtausendwende jahrelang vor allem aus der Antifa-Ecke, so sind von dort kaum noch öffentliche israelsolidarische Bekundungen zu vernehmen. Wurde hier den Antifas von der deutschen Politik etwas entwendet oder haben Antifas einen erfolgreichen Marsch in die politischen Institutionen angetreten und so nur die floskelhafte Rede von der Sicherheit Israels als deutsche Staatsräson befördert? Der Vortrag geht der Frage nach, worin seinerzeit der relative Erfolg der Israelsolidarität gründete, was die damalige Situation von der heutigen unterscheidet und in welchem Verhältnis eine Israelsolidarität, die der Kritischen Theorie verpflichtet ist, zur postmodernen Pseudotheorie namens Intersektionalität, zur Bewegungspolitik, zur Militanz, zur Willkommenskultur, zur Springerpresse, zum NGO-Wesen, zum universitären Diskurs, zum Kampf gegen Rechts und nicht zuletzt zum Kommunismus stehen müsste.

Sören Pünjer ist Redakteur der Zeitschrift Bahamas.

Eine Veranstaltung der AG Antifa
agantifa​.com


WIR SIND NICHT LINA

Kritik des Verfahrens: ja.
Aber: kein Applaus für Scheiße!

„Wir sind Lina!“ Unter diesem Motto finden seit mehreren Tagen wieder Proteste, Geländespiele mit der Polizei und die obligatorischen Fotoshootings mit Pyros, Bengalos und schwarzer Uniformierung statt, an denen auch Albert Speer seine Freude gehabt hätte. Auch wegen dieser fragwürdigen Symbolik und der Ritualisierung müssen wir sagen: Wir sind nicht Lina. Das heißt nicht, dass das Verfahren gegen Lina E. nicht kritikwürdig war. Im Gegenteil, es war eine Farce. Selbst die FAZ, die nicht gerade für ihre Justizkritik bekannt ist, kam nicht umhin zu konstatieren, dass in der Presse eine Vorverurteilung stattgefunden hatte. Auch während des Prozesses schien das rechtsstaatliche Prinzip „Im Zweifel für den Angeklagten“ außer Kraft gesetzt worden zu sein; die Vertrauenswürdigkeit von Belastungszeugen wurde trotz zahlreicher Hinweise nie ernsthaft angezweifelt. Es entstand zeitweise der Eindruck, als sollten sämtliche politischen Straftaten, die in den letzten Jahren unter weiblicher Beteiligung im Osten Deutschlands begangen wurden, Lina E. zur Last gelegt werden.
Im Verfahren gegen sie fanden mehrere Dinge zusammen: Es war sowohl Resultat der gesteigerten linken Militanz als auch der besonderen sächsischen Verhältnisse, wo polizeiliche Sympathien gegenüber Nazis deutlich stärker ausgeprägt sein dürften als z.B. in Berlin oder Hamburg. Dazu kommen die Legitimationsbemühungen der Soko Linx, die trotz fragwürdiger Entstehungsbedingungen und dürftiger Ermittlungsergebnisse immer wieder unter Beweis stellen will und muss, dass sie wirklich nötig ist. Der Job in der Sonderkommission ist trotz der Langeweile, die bestimmt mit ihm verbunden ist, sicherlich noch aufregender als die Verkehrserziehung von Drittklässlern.
Und trotzdem sind wir nicht Lina. Denn wer soll das sein, dieses „Wir“, das auf allen möglichen Flugblättern, Transparenten und Graffiti beschworen wird? Etwa die Linke? Wenn ja, wer gehört dazu, dass „wir“ ihn als Teil von „uns“ begreifen? Umfasst das „Wir“ auch Stalinisten, die den Großen Terror der Dreißigerjahre rechtfertigen und ihre eigenen politischen Erfolge mit Massenerschießungen feiern würden? Oder Maoisten, die gegenwärtig wieder im Aufwind sind und die Kulturrevolution wiederholen wollen, die mehrere Millionen Tote forderte? Und was ist mit den SED-Rentnern, mit denen die Leipziger Berufsempörte Juliane Nagel das Parteibuch teilt, und die nonkonformistische Jugendliche seinerzeit in den Jugendwerkhof steckten, wo sie misshandelt und oftmals gebrochen wurden, weil sie nicht ins Bild der realsozialistischen Moral passten? Gehören sie zu „uns“ – oder besser: zu euch? Oder ein anderes Beispiel: Verbindet euch mehr mit einem bekennenden Antisemiten und Judenmörder von der PFLP als mit einem vernünftigen Liberalen oder selbst Konservativen, nur weil sich der Antisemit als links versteht und – Militanz ist gerade wieder en vogue – eine Kalaschnikow in seinem Vereinswimpel hat?
Auch wenn er es in einem etwas anderen Zusammenhang bemühte, lässt sich in Anlehnung an eine Notiz Max Horkheimers sagen, dass dieses „Wir“ das zentrale Problem, „das Schlechte“, ist: „Der Unterschied zwischen dem Einzelnen und dem Kollektiv wird eingeebnet…“ Im Namen des „Wir“, das keine Nuancen zulässt – und dessen Gegenbild selbstverständlich nicht der atomisierte Einzelne des modernisierten Arbeitsmarktes sein muss –, sind die meisten der genannten Verbrechen begangen worden.
Solidarität hätte Lina E. nicht zu erhalten, weil sie eine von „uns“ ist, sondern weil ihr einige der grundlegenden Prinzipien rechtsstaatlicher Verfahren verwehrt wurden. Selbstverständlich geben wir uns nicht der Illusion hin, dass das bürgerliche Recht ein Gottesgeschenk an die Menschheit oder Ausdruck des Paradieses auf Erden ist. Es dient selbstverständlich dem Zweck, die Besitzverhältnisse aufrechtzuerhalten. Gerade in seinem Grundsatz, dass vor dem Gesetz alle gleich sind, weil der freie Austausch auf dem Markt sonst weniger reibungslos funktionieren würde, liegt jedoch ein Überschuss begründet. Er soll nicht allein vor Willkür schützen, was gerade vor dem Hintergrund der Diktaturen der Vergangenheit und Gegenwart oder der deutschen Entwicklungen der letzten Jahre kaum zu überschätzen ist, sondern in ihm ist zugleich die unter den gegenwärtigen Umständen nicht umsetzbare Vorstellung einer Versöhnung von Freiheit und Gleichheit aufgehoben.
Bei aller berechtigten Kritik am Rechtsstaat wären seine Prinzipien auch darum nicht nur gegen das oft bemühte Schlimmere wie Nationalsozialismus, Stalinismus und Islamismus zu verteidigen, sondern bereits gegen ihre stets drohende Aushöhlung. Wer Antifaschismus nicht nur als Parole begreift, mit der er das eigene Krawallbedürfnis legitimiert, sondern als Reflexion auf historische Erfahrung, hätte somit Verteidiger und Kritiker des Rechts in einem zu sein.
Kritik hätte in diesem Zusammenhang nicht nur an Aktivitäten gegen Leute geübt zu werden, die zum „Wir“ gehören, sondern auch an Maßnahmen gegen politische Gegner und andere wenig sympathische Zeitgenossen. Dazu zählen z.B. auch Hooligans, die laut Beschluss des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte vor Fußballspielen schon seit einigen Jahren ohne größeres Pipapo vorsorglich in Polizeigewahrsam genommen werden dürfen, oder sogenannte Querdenker, wenn ihre Grundrechte willkürlich und massiv eingeschränkt werden. Stattdessen beschwert sich die Linke regelmäßig über gegen sie gerichtete Repressionen, um sich im nächsten Augenblick an den Staat zu wenden und an ihn zu appellieren, die Grundrechte von Nazis und anderen unliebsamen Leuten einzuschränken und sie doch bitte, bitte härter zu bestrafen. Sie hat, ähnlich wie der herkömmliche Stammtischbruder, nichts gegen die Rückbildung des Rechtsstaates, die Rücknahme von Freiheitsrechten und möglichst hohe Strafen, wenn es nur die Richtigen und nicht den eigenen Haufen trifft.
Ohnehin scheint es bei den Protesten gegen das Verfahren gegen Lina E. und ihre Mitangeklagten vor allem um die Verteidigung der eigenen Gang gegen den als größere Gang begriffenen Staat samt seiner Polizei zu gehen. Wäre es anders, dann wäre in den letzten drei Jahren nämlich auch etwas anderes thematisiert worden, und zwar das erschreckende Ausmaß an Gewalt, das auch zu den Hintergründen des Prozesses gehört – ganz egal, ob Lina E. und ihre Mitangeklagten nun dafür verantwortlich waren oder nicht. (Wir beteiligen uns nicht an den szeneinternen Spekulationen und Gerüchten, die bisweilen den Charakter von Klatsch und Tratsch annehmen.)
Um gar nicht erst Missverständnisse aufkommen zu lassen: Unser Mitleid mit Nazis, die im Rahmen antifaschistischen Selbstschutzes in ihre Schranken verwiesen werden, hält sich in engen Grenzen. Wir stehen militantem Antifaschismus trotz aller Kritik der Gewalt nicht nur kritisch gegenüber. Dafür kennen wir insbesondere die Verhältnisse in den ländlichen Gegenden des Ostens zu gut – und dazu können wir uns noch zu gut an frühere Zeiten erinnern. Wer aber gezielt mit Hämmern auf Wehrlose einschlägt, wie es in den letzten Jahren nicht nur in den Fällen vorkam, für die Lina E. angeklagt wurde, betreibt allerdings keinen antifaschistischen Selbstschutz; noch nicht einmal offensiven. Er nimmt vielmehr billigend in Kauf, dass sein Opfer dabei stirbt: Schädel halten der Bearbeitung mit schwerem Metall nicht lange stand, das weiß jeder, auch wenn er sonst nichts weiß. Zugleich ist das Vorgehen mit Hämmern Zeichen einer Brutalisierung und Verrohung, wie wir sie zumindest aus den hiesigen Breitengraden bisher nur von Nazis oder Angehörigen des organisierten Verbrechens kannten, die, glaubt man den einschlägigen Mafiafilmen, ebenfalls gern auf Hämmer zurückgreifen, um ihre Opfer zu erledigen.
Dieses Vorgehen wurde in der linken Szene jedoch nicht deshalb kritisiert, weil es sich einfach verbietet, mit einem Hammer auf einen Menschen einzuschlagen, sondern, wenn überhaupt, nur, weil dadurch ein höherer Ermittlungs- und Verfolgungsdruck durch die Polizei entstehe. Vielfach wurde sich sogar positiv auf die Brutalisierung bezogen, für die diese Taten stehen, so u.a. auf Transparenten, die für Antifaschismus warben und mit einem Hammer verziert waren, dem Schriftzug, dass Solidarität „der Hammer“ sei oder der augenzwinkernden Aussage, dass Antifa-Arbeit „hammergeil“ sei.
Dass die Kritik ausblieb und die immer noch fassungslos machende Verrohung im Gegenteil gefeiert wird, zeigt zugleich einen Unterschied zu einigen früheren Debatten über Militanz an. Nachdem die RAF 1977 den Generalbundesanwalt Siegfried Buback ermordet hatte, schrieb ein undogmatischer Linker unter dem Pseudonym Mescalero einen Nachruf auf Buback, der breite Diskussionen auslöste. Darin bekannte er, dass er angesichts des Anschlags zunächst eine „klammheimliche Freude“ empfunden habe. Seine sofort darauffolgenden Überlegungen hätten jedoch ausgereicht, sein „inneres Händereiben zu stoppen“. Denn – so eins der vielen Argumente – der Zweck, „eine Gesellschaft ohne Terror und Gewalt“ zu schaffen, heilige „eben nicht jedes Mittel“. „Unser Weg zum Sozialismus (wegen mir: Anarchie) kann nicht mit Leichen gepflastert werden.“
Das scheinen nicht unerhebliche Teile der linken Szene inzwischen anders zu sehen. Es ist sogar zu bezweifeln, dass es ihnen tatsächlich noch um „eine Gesellschaft ohne Terror und Gewalt“ geht: Nur weil man sich den ohnehin längst entwerteten Begriff der Emanzipation auf den Hammer malt, bedeutet das nicht, dass einem auch tatsächlich daran gelegen ist.
Diese Entwicklung hat viele Gründe, einer steht jedoch mit der Krise der Antifa in Verbindung, die seit vielen Jahren anhält. Genau betrachtet, ist der linke Antifaschismus an seine Grenzen gestoßen. Spätestens seit den Zweitausenderjahren ist er zutiefst staatstragend, zumindest wenn man den Blick von Sachsen löst und die Bundesrepublik als Ganzes betrachtet. Es gibt im Unterschied zu den Neunzigerjahren keine größere etablierte Partei und keine namhaften Politiker mehr, die sich nicht positiv auf den Antifaschismus beziehen, sich lautstark „gegen Rechts“ bekennen und die Bekämpfung von Neonazis für wichtig erachten. Auf allen Kanälen, von Jan Böhmermann bis zur Heute Show, wird erklärt, wie schlimm Neonazis und die AfD seien. In Sachsen-Anhalt wurde der Antifaschismus 2020 sogar ganz offiziell in die Verfassung aufgenommen und zum Staatsziel erklärt.
Um sich überhaupt noch von diesem staatstragenden Antifaschismus abgrenzen zu können, muss die Antifa in die Bereiche von Sprache und Mittel ausweichen. Will heißen: Die verstärkte linke Militanz und der Verbalradikalismus der letzten Jahre sind nicht zuletzt dem Versuch geschuldet, sich doch noch von der Anti-Nazi-Agitation des Staates und seiner Zivilgesellschaft zu unterscheiden. Da es inhaltlich nur wenige Differenzen gibt, bleibt nur die Gewalt.
Das dürfte auch einer der zentralen Gründe für die immense Solidarität sein, die Lina E. entgegengebracht wird. Mit der Parole „Wir sind Lina!“ kann man sich vormachen, trotz aller Affirmation nicht nur kritisch und staatsfeindlich zu sein, sondern dafür auch noch verfolgt zu werden. Aus dem Verfahren und der mit ihm verbundenen Solidaritätskampagne zieht man nicht nur eigene Bedeutung, sondern auch die immer wieder gepriesene Differenz, die es kaum noch gibt.

AG „No Tears for Krauts“
06/2023

#wirsindnichtlina 

Veranstaltungsprogramm der AG Antifa — Winter 2022/23

Nach der Auflösung des AK Antifa durch den StuRa der Uni Halle ist das neue Semesterprogramm der AG Antifa erschienen. Wir empfehlen den Einleitungstext zur Lektüre und wünschen interessante Vortrags- und Diskussionsabende im Herbst/Winter:

Zum Begriff des Antifaschismus

Oder: Warum die Antifaschistischen Hochschultage
in diesem Jahr nicht­ ­an der Hochschule stattfinden

Download des Programmhefts als PDF

_____________________________

 

20. Oktober 2022

Buchvorstellung, Vortrag und Diskussion mit Jan Gerber

Das letzte Gefecht.

Zum Niedergang der Linken

 

22. Oktober 2022

Ersti-Party

Schöner Feiern ohne Stura

 

03. November 2022

Vortrag und Diskussion ­mit Justus Wertmüller

Avantgarde is dead.

Über die Rolle moderner Kunst ­in postkolonialen Zeiten

 

17. November 2022

Vortrag und Diskussion ­mit der Gruppe ­Thunder in Paradise

Sozial-ökologische Kriegswirtschaft

 

01. Dezember 2022

Filmvorführung ­mit einer Einleitung von ­Christoph Hesse

Tsahal.

Claude Lanzmann, 1994

 

16. Dezember 2022

Podiumsgespräch ­mit anschließender ­Jahresabschlussfeier

Frieren für Deutschland?

Wie umgehen mit den ­neuen Sozialprotesten

 

Magdeburg bleibt blöd

„Haltet euch ab 17 Uhr im Viertel bereit. Mobilisiert alles und jeden.“ Mit diesen Worten und der Parole „Magdeburg bleibt rot!“ riefen linke Antisemiten im Netz dazu auf, unsere Veranstaltung „Solidarität mit Israel“ am 9. April mit Stephan Grigat in Magdeburg zu verhindern. Mehr als 21 Leute, drei Fahrräder und einen Hund bekamen sie allerdings nicht zusammen. Sie bauten sich in respektabler Entfernung vom Veranstaltungsort auf und versuchten, Gäste und Security mit lustigen Kampfsportposen und Schimpfworten aus dem Repertoire der 7c („Deine Mutter!“, „Hurensohn!“ usw.) zu beeindrucken. Da den Aufrufen von „Zusammen kämpfen“ und Co. selbst in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts kaum noch jemand folgen will, mussten einige der tapferen Verteidiger Magdeburgs eigens von außerhalb angekarrt werden. Natürlich durfte auch die notorische Ines Fritz alias „Thea Tiger“ nicht fehlen, die sich schon mal fälschlicherweise als Mitarbeiterin der Linkspartei ausgibt und sich im Vorfeld der Veranstaltung durch Lügen, Denunziationen und Einschüchterungsversuche besonders hervorgetan hat.

Diese Einschüchterungsversuche waren auch der Grund dafür, dass wir kurzfristig den Veranstaltungsort wechselten. Der Betreiber der Factory, wo der Vortrag ursprünglich stattfinden sollte, wurde im Vorfeld massiv bedroht, teilweise wurde ihm aber auch Geld geboten, die Veranstaltung abzusagen. Da wir ihn keinem unnötigen Druck aussetzen wollten, nahmen wir Gespräche mit der Magdeburger Rosa-Luxemburg-Stiftung auf.

Deren Mitarbeiter haben wir als freundliche und interessierte Zeitgenossen kennengelernt, die Zusammenarbeit mit der Polizei hat ebenfalls gut funktioniert. Denn selbstverständlich haben wir uns mit ihr abgesprochen. Auch wenn wir deutlich in der Überzahl waren, spielen wir weder das faschistische Spiel vom Recht des Stärkeren mit, noch sind wir von der Mafia, der Bundeswehr und anderen Männerbünden fasziniert. Männerschweiß, Mut-Koks und Geländespiele interessieren uns nicht besonders.

Während „Zusammen kämpfen“ in der Umgebung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Verkleiden und Verstecken spielten und sich beim Tritt gegen ein Auto fast verletzten,* sprach Stephan Grigat vor über 40 Zuhörern über die Notwendigkeit der linken Solidarität mit Israel, die Geschichte und Gegenwart des Zionismus, die Bedrohung Israels und den Zusammenhang der beiden kategorischen Imperative von Karl Marx und Theodor W. Adorno.

Fazit: Wie wir schon 2008 und 2013 gezeigt haben, ist es ohne größere Schwierigkeiten möglich, eine israelsolidarische Veranstaltung in Magdeburg durchzuführen – selbst in unmittelbarer Nachbarschaft der örtlichen Antiimpis. Deren Mobilisierungsfähigkeit hält sich selbst in „ihrem“ Viertel, wo der Vortrag stattfand, in engen Grenzen. Insgesamt waren wesentlich mehr Leute an der Veranstaltung als an ihrer Verhinderung interessiert. Zwar mögen die linken Antisemiten im Einzelfall eine Gefahr darstellen, sie sind jedoch weniger ein politisches als ein polizeiliches Problem. Sprich: Es wird Zeit, sie als die Horde Kleinkrimineller zu betrachten, die sie sind. Das Schlägerimage, das sich die Magdeburger Linke vor einigen Jahren mühsam erarbeitet hat, scheint auch weiterhin kaum noch Anknüpfungspunkte in der Realität zu besitzen. Uns hat sich dasselbe Bild geboten wie 2013: „Ein offensichtlich nervöser Haufen Autonomer, die angespannt an ihren unter den Jacken versteckten Waffen herumfingern, entspricht nicht unbedingt dem Bild einer schlagkräftigen Antiimp-Gang,“ war damals in der „Bonjour Tristesse“„Bonjour Tristesse“ zu lesen. Aus diesem Grund sollte man die Magdeburger Männerbündchen auch in Zukunft einfach weiter links liegen lassen.

No Tears for Krauts, 04/2019

* Grandios dabei der folgende Dialog: „Ronny guck‹ ma‹, der da war auch bei die Antideutschen.“ „Ja, den treten wir den Spiegel.“ – „Mist, ich komme nicht so hoch mit die Beine.“ „Oh man Ronny was ist das für 1 Scheiß zionistische Schwein, lass‹ schnell wegrennen.“

Solidarität mit Israel. Über den kategorischen Imperativ nach Auschwitz. (Vortrag in Magdeburg)

Vortrag von Stephan Grigat

Dienstag, 09. April 2019; 19 Uhr

Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt
Ebendorfer Straße 3, Magdeburg

Factory Magdeburg
Sandbreite 2, Magdeburg

Am 9. April laden wir zu unserer Veranstaltung „Solidarität mit Israel“ nach Magdeburg ein. Seitdem wir auf den Vortrag hinweisen, wird der Betreiber des Veranstaltungsortes, der Factory Magdeburg, täglich mit Anrufen, E‑Mails und Posts bombardiert, um eine Absage für die Veranstaltung zu erwirken. Neben den für Magdeburger Verhältnisse typischen Vandalismus-und Gewaltandrohungen waren die anonymen Anrufer diesmal sehr kreativ und gaben sich mal als Vertreter des Studierendenrates, mal als Stadtabgeordnete aus. Nachdem Geld für eine Absage geboten wurde, wird nun mit Boykott der Factory gedroht. Diesen ganzen Aufwand betreiben einige Magdeburger Linke, um eine Veranstaltung, die Solidarität mit Israel heißt, zu verhindern. Um nicht direkt gegen Israel argumentieren zu müssen – denn dann wüsste auch der Dümmste, dass es sich um linke Antisemiten handelt –, werden die veranstaltenden Gruppen, der Referent und Supporter als Rassisten, Nationalisten und zum Teil als Rechtsradikale dargestellt. Und das alles nur, um von ihrem Hass auf Israel abzulenken. Wir freuen uns auf die Veranstaltung am 9. April, haben uns aber dazu entschlossen, den Veranstaltungsort zu ändern, den wir noch rechtzeitig bekannt geben. Weiterlesen

ANTIFASCHISTISCHE HOCHSCHULTAGE 2017

Diesen Sommer finden wieder die antifaschistischen Hochschultage statt.
Das Programm-Heft gibt es hier als PDF.

Weitere Informationen unter: antifa​.uni​-halle​.de
sowie facebook​.com/​a​g​a​n​t​i​f​a​s​c​h​i​s​mus

Popanz Neue Rechte – Die Sehnsucht nach dem Führer

1. Juni 2017, 19:00 Uhr
Melanchthonianum am Universitätsplatz

Seitdem die Neue Rechte in aller Munde ist, reisen Journalisten in die sachsen-anhaltische Provinz. Im Institut für Staatssicherheit glauben sie, die Denkfabrik der rechten Bewegung gefunden zu haben, in dem Ziegenhalter Götz Kubitschek ihren Führer.
Frank Kucharsky spricht über die Besuchsfahrten des deutschen Feuilletons nach Schnellroda.
Florian Pätzold erläutert, weshalb niemand Kubitschek lesen muss, um die Motive hinter Pegida, AFD und Co. zu verstehen.

 

Great Again – Antiamerikanismus im Zeitalter Donald Trumps
15. Juni 2017, 19:00 Uhr
Melanchthonianum am Universitätsplatz

Seine Wahl zum amerikanischen Präsidenten ist für die Deutschen die ersehnte Katastrophe. Für die Bundesbürger steht fest, dass mit Donald Trump wieder der Teufel das Weiße Haus bewohnt.
Uli Krug spricht über das Phänomen Trump und mögliche Konsequenzen für eine materialistische Gesellschaftskritik.
Magnus Klaue fragt nach Kontinuität und Wandel des deutschen Antiamerikanismus.

Der Linken alte Kleider – Zur Renaissance des Palituchs
28. Juni 2017, 19:00 Uhr
Reil 78

Regelmäßig entdeckt die linke Szene das Palituch wieder. Kein Wunder, wird es doch wie keine andere Klamotte mit einer nonkonformistischen Gesinnung assoziiert. Verstörend wirkt allerhöchstens, dass der symbolträchtige Zwirn sich auch bei Nazis großer Beliebtheit erfreut.
Mark Liber erläutert, weshalb das Revival des Palituchs vor allem von der fortschreitenden Regression der Linken kündet.

Ausführliche Ankündigungstexte: Weiterlesen

Wer schweigt, stimmt zu!

In der aktuellen Ausgabe des CEE IEH #238 verteidigt die AG »No Tears for Krauts« das Conne Island gegen seine Freunde. Im Folgenden ist der Artikel dokumentiert:

Wer schweigt, stimmt zu!
Eine Verteidigung des Conne Island gegen seine Freunde

Es dürfte inzwischen etwa ein Jahr her sein, dass die ersten Gerüchte über die Zunahme von sexuellen Übergriffen und Gewalt im Conne Island kursierten. Im Nachgang der sogenannten Flüchtlingskrise wurden die Tanzveranstaltungen des Clubs zu einem beliebten Anlaufpunkt für Migranten. Der wichtigste Grund dafür dürfte die Regelung gewesen sein, von Flüchtlingen nur 50 Cent Eintritt zu verlangen: Wer am Existenzminimum lebt, muss auf jeden Euro achten. Zur offensichtlichen Verwunderung des Conne Island waren die neuen Gäste allerdings weder sonderlich dankbar noch in großer Zahl an der politischen Arbeit interessiert, die der Laden für sie vorgesehen hatte. Einige von ihnen sorgten stattdessen dafür, dass aggressive Anmachen, sexuelle Übergriffe und Gewalt zum Dauerthema wurden. Das Ganze nahm ein Ausmaß an, das es in der Geschichte des Conne Island bis dahin nicht gegeben hatte. Einige Gäste blieben bereits weg, mehrfach war die Crew des Ladens so überfordert, dass sie – wahrscheinlich auch ein Novum in der Geschichte des Clubs – keinen anderen Ausweg sah, als die Polizei zu rufen.
Diese Entwicklung war vor allem für Leute verwunderlich, die Flüchtlinge aufgrund ihrer Herkunft für die besseren Menschen oder revolutionäre Subjekte im Wartezustand halten. Dabei ist es gar nicht schwer zu verstehen: Wer sich erfolgreich mit Schlepperbanden herumgeschlagen, Grenzzäune überwunden oder die lebensgefährliche Reise übers Mittelmeer überstanden hat, ist nicht immer ein freundlicher und umgänglicher Mensch. Er musste vielfach eine Durchsetzungsfähigkeit, Skrupellosigkeit und Abgebrühtheit an den Tag legen, von der die Türsteher des Conne Island meilenweit entfernt sind. Der Islam, von dem das Gros der hierzulande ankommenden Flüchtlinge zum Teil direkt, zum Teil indirekt geprägt wird, erledigt oft den gar nicht so kleinen Rest. Denn dass diese wohl patriarchalste aller Religionen ihren männlichen Angehörigen nicht unbedingt zu einem freundlichen und rücksichtsvollen Umgang mit Frauen ermutigt, dürfte durch Funk, Fernsehen oder Spaziergänge durch die Berliner Sonnenallee bekannt sein.
Irgendwann im Sommer war der Leidensdruck des Conne Island schließlich so groß, dass die 50-Cent-Regelung de facto abgeschafft wurde; das Plenum reichte im Oktober eine Erklärung nach.(1) Diese Stellungnahme ist, wie wir bereits beiläufig in einem Flugblatt formuliert haben,(2) in mehrfacher Hinsicht misslungen. Andere Gruppen und Einzelpersonen sind der gleichen Meinung – blöderweise aus anderen Gründen als wir. Das Einschießen auf die Stellungnahme wurde zum linken Breitensport, an dem sich Jungle-World-Autoren ebenso beteiligten wie Konkret-Pinscher und megalomane Facebook-Klugscheißer. Die Mehrheit dieser Kritiker legte bei ihrer Beurteilung der Erklärung ein so großes Maß an Realitätsverweigerung an den Tag, dass wir uns genötigt sehen, den Club trotz unserer Kritik zu verteidigen. Wer von seinen Kumpels ungerechtfertigt als Halbnazi dargestellt wird, wie es einige vermeintliche »Freundinnen und Freunde des Conne Island« im Hate-Magazin getan haben,(3) der braucht nicht nur keine Feinde, sondern der hat auch Solidarität verdient. Weiterlesen

Audio: Tabuisierte Selbstverständlichkeit

Tabuisierte Selbstverständlichkeit

Wie Alltagsislam und Islamismus zusammenhängen und warum Antifaschismus ohne Islamkritik zur Lüge wird.

Vortrag von Uli Krug am 28. Juni in Berlin

(via redaktion​-bahamas​.org/​a​u​d​i​o​-​a​r​c​hiv)

Die Situation ist ebenso bedrohlich wie grotesk: Denn an sich sollte überhaupt nicht zur Debatte stehen müssen, dass Folter, pathologische Misogynie und Homophobie, Massenmord und das Streben nach globaler Willkürherrschaft nicht ausgerechnet von Leuten, die für sich den Antifaschismus reklamieren, verharmlost, totgeschwiegen, ja sogar befördert werden. Doch genau das ist der Fall, wenn es um den Islamismus geht: Die SPD erklärte erst jüngst den Islam in einem offiziellen Papier der Parteiführung zu einem lediglich »theoretischen Konstrukt« und bestritt rundweg, dass der Verschleierungszwang irgend frauenfeindlich wäre. »Islamkritisch« steht in der Sprache des staatstreuen Medienkartells ohnehin schon synonym für »rechtsradikal«; auf der anderen Seite ist es ausgerechnet bekennenden Abtreibungsgegnern wie Beatrix von Storch und Stahlhelm-Nostalgikern wie Alexander Gauland vorbehalten, das Offensichtliche auszusprechen: Dass der praktizierte Islam per se keine unpolitische Religion ist, einen universalen Herrschaftsanspruch verkörpert und als praktizierender Sharia-Gegensouverän auftritt. Aufklärung tut in einer Welt der verkehrt scheinenden Fronten also dringend not. Nicht mehr, aber auch nicht weniger will der Vortrag über die Psychopathologie des Islam und den »Islamischen Staat« als dessen notwendige Konsequenz leisten, also eine Einführung in das eigentlich Selbstverständliche geben.

Eine Veranstaltung der HUmmel Antifa im Rahmen der Maiwoche 2016 »Rackets on the rise. Zur Dialektik von Klatschen und Beklatschen« 
(via redaktion​-bahamas​.org/​a​k​t​u​ell)

Antifaschistische Hochschultage 2016

Wir weisen freundlich auf die Veranstaltungen der AG Antifa im Rahmen der Antifaschistischen Hochschultage 2016 an der Uni Halle hin.

Dienstag, 25. Oktober 2016, 19 Uhr
Melanchthonianum, Uni Halle

Europa und die Linke. Über den Fortschritt der europäischen Integration.
Vortrag und Diskussion mit Ulrich Schuster (Roter Salon, Leipzig)

In Europa stehen die Zeichen auf Desintegration und Renationalisierung; für einen großen Teil der Linken logische Folge neoliberaler Wirtschaftspolitik und deutscher Hegemonie. Linkspopulistische Initiativen wie die Plattform für einen linken EU-Ausstieg Lexit oder die Europa-Bewegung des ehemaligen griechischen Ministers Yanis Varoufakis, DIEM 25, versuchen die Völker Europas zur Verteidigung nationaler Souveränität zu mobilisieren und unterscheiden sich in diesem Punkt wenig von rechten Europafeinden. Hingegen sehen Linksradikale wie die Interventionistische Linke angesichts griechischer Arbeitslosenproteste und des „Kampfs der Flüchtlinge“ ihre Hoffnungen auf eine weltweite, sozialrevolutionäre Bewegung belebt und machen dabei die Rechnung ohne eine realistische Einschätzung der Bedürfnisse und des Bewusstseins der Handelnden. So oder so glaubt linke Kritik durch den Nachweis materieller Interessen des Kapitals den Mythos einer europäischen Friedensordnung zu entzaubern. Was aber, wenn die institutionelle und kulturelle Entschärfung nationalistischer Rivalität ebenso wie die Zivilisierung Deutschlands durch Europa nie im Widerspruch zum vorherrschenden Kapitalinteresse stand? Entgegen einer jahrzehntelang eingeübten Praxis ist heute eine positive Bezugnahme auf den progressiven Gehalt der europäischen Integration wichtig. Zwar verbindet sich damit keine Perspektive gesellschaftlicher Umwälzung und sozialer Gleichheit, allerdings stellt man sich angesichts der Wiederkehr von Nationalismus und europäischen Staatenkonflikten in die Tradition bürgerlicher und antifaschistischer Pro-Europa-Positionen, deren Relevanz sich in die Gegenwart verlängert.


Donnerstag, 3. November 2016, 19 Uhr

Melanchthonianum, Uni Halle

Erdogan. Ein Führer und sein Volk.
Vortrag und Diskussion mit Justus Wertmüller (Redaktion Bahamas, Berlin)

Der 15. Juli 2016, der den verpatzten Versuch türkischer Militärs in ihrem Land die Macht zu übernehmen und Staatschef Erdogan ins Jenseits zu befördern markiert, wurde vom türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim zum „Feiertag der Demokratie“ und von Erdogan zum Zeichen der „Gunst des Allmächtigen“ erklärt. So zynisch Äußerungen wie diese angesichts der Reaktionen auf den Putsch daherkommen, so wenig verwunderlich sind diese zugleich.
Der „Führer“, wie Erdogan von seinen Anhängern genannt wird, demonstriert nur, wie charismatische Herrschaft funktioniert. Ihr oberstes Prinzip – da sind sich der Türken- und der Russenführer sehr ähnlich – ist die Frechheit, und von der Frechheit beseelt sind ihre Anhänger. Nach innen wird das bisschen Rechtsstaatlichkeit, das es sogar in der Türkei gab, öffentlich verhöhnt und kassiert, nach außen zeigt man selbstbewusst den Stinkefinger. In der Türkei finden mehr als 50 Prozent der Bevölkerung nichts dabei, dass ihr Führer den casus belli mit Syrien durch eine Geheimdienstinszenierung herbeiführen wollte oder dass er und die Seinen sich schamlos bereichern. Man identifiziert sich mit dem Großmaul, das zum Helden avanciert, je mehr er offensichtlich ungehindert Fakten schafft. Die alten Vorbehalte gegen die von Erdogan entmachtete kemalistische Elite sind nur teilweise handlungsleitend. So korrupt und autoritär diese Kreise auch waren, gehasst hat man an ihnen, dass sie, wie verzerrt auch immer, angetreten sind, eine andere Türkei zu schaffen.
Was heute als westlich und untürkisch verdammt wird, ist der gescheiterte Versuch, weg von den Hinterlassenschaften des auf Raub gegründeten osmanischen Imperiums hin zu einem Land zu kommen, in dem die Gleichheit vor dem Gesetz nicht nur in der Verfassung steht und die elende persönliche Abhängigkeit von Privilegierten, dieses scheinbar unausrottbare Geflecht der Beziehungen, endlich abgeschafft wird. Der charismatische Führer stiftet die persönliche Abhängigkeit von der Macht als umfassendes Prinzip neu, nimmt ihr den Geruch des Illegalen und Herabwürdigenden, indem er als dysfunktional, schwach und schutzlos vorführt, was die Voraussetzung für ein erträglicheres Leben wäre: Das Recht als Möglichkeit, auch für Arme und Einflusslose, gegen rechtswidrige Übergriffe von Reichen und Mächtigen vorzugehen, als Schutz des Einzelnen gegen die Zumutungen einer moralischen Ordnung, die der Mehrheitsmob durchzusetzen angetreten ist.

Dezember 2016: Der Wert und das Es. Buchvorstellung mit Uli Krug

Januar 2017: Warum wir über den Islam nicht reden können. Vortrag und Diskussion mit Sama Maani

Infos zu den weiteren Veranstaltungen unter antifa​.uni​-halle​.de