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Veranstaltungstipp: Zur Kritik der Politischen Ökologie — How dare you?
Die Veranstaltung fällt krankheitsbedingt aus.
Infos zu kommenden Veranstaltungen:
agantifa.com
Melanchthonianum, Hörsaal XVIII
Universitätsplatz 9,
fb.com/agantifaschismus
Zur Kritik der Politischen Ökologie
— How dare you?
Vortrag und Diskussion mit Jörg Huber
Eine Veranstaltung der AG Antifa
agantifa.com
Zum Verbot der AG Antifa. Ein Bericht über die Proteste.
Heute wollte der Stura der Uni Halle die AG Antifa auflösen. Die Chancen standen aufgrund der Mehrheitsverhältnisse gut. Deshalb fanden sich vor der Sitzung 130 bis 140 Leute zusammen, um zu protestieren und das Hauptgebäude der Universität, in dem die Sitzung stattfinden sollte, mit Transparenten zu blockieren. Als die ersten Stura-Mitglieder eintrafen, wurden sie u.a. mit „Nazis raus!“ begrüßt: Wer eine Antifa-Gruppe, die seit mehr als 25 Jahren kontinuierlich gegen alle Arten des Antisemitismus, Neonazis, Fremdenfeindlichkeit und andere antiaufklärerische Entwicklungen angeht und antifaschistische Strukturen gerade aufgrund ihrer Anbindung an den Stura immer deutlich gestärkt hat, betreibt objektiv Anti-Antifa-Arbeit. An diesen Vorwurf müssen sich die entsprechenden Stura-Fraktionen, ihre Mitglieder und Mitläufer gewöhnen.
Die Hauptprotagonisten des Verbotsantrags (eine Koalition aus Offener Linker Liste, Juso-Hochschulgruppe und Grüner Hochschulgruppe) wirkten jedenfalls konsterniert; die Versuche einen anderen Raum zu erhalten, schlugen fehl – vielleicht auch, weil sicherheitshalber auch einige andere Uni-Gebäude blockiert wurden. Letztendlich begrüßte der Stura-Vorsitzende Anton Borrmann (keine Namenswitze!) von der Offenen Linken Liste die Polizei, damit sie den friedlichen Protest auflöst und den Uniplatz räumt. Die Beamten konnten sich allerdings nicht dazu durchringen, eventuell deshalb, weil der Aufwand zu groß gewesen wäre, eventuell auch, weil es keine Rechtsgrundlage gab. Auch wenn Borrmann, Felix Stock und wie sie alle heißen immer wieder unter Beweis stellen, dass sie anderer Meinung sind, muss die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben.
Als sich nach anderthalb Stunden so viele Stura-Mitglieder entfernt hatten, dass die Sitzung nicht mehr beschlussfähig gewesen wäre, wurde die Blockade aufgegeben und eine kurze Spontandemonstration durchgeführt. Hier tat die Polizei, was sich Borrmann, Stock und Co. schon früher gewünscht hätten: Sie knüppelte in den Demozug und versuchte die Transparente zu beschlagnahmen. Wir haben den Angriff erfolgreich abgewehrt, die Transparente konnten in Sicherheit gebracht werden. Ein Genosse wurde wegen vermeintlichem Widerstand gegen die Staatsgewalt kurzzeitig festgenommen, ist aber wieder auf freiem Fuß.
Das Fazit: Die Blockade war erfolgreich, die Anti-Antifa im Stura wurde mit Protesten konfrontiert und die Auflösung der AG Antifa konnte verschoben werden. Dieser Erfolg wird allerdings nicht lange andauern. Die treibenden Kräfte des Verbots-Antrags werden vermutlich demnächst eine Online-Sturasitzung einberufen, um Proteste zu verhindern. So geht Demokratie. Das Verbot der AG Antifa und die Gleichschaltung des Stura sollen auf jeden Fall so schnell wie möglich durchgeführt werden. Wir hoffen fest darauf, dass die AG Antifa weitermacht, ob im oder außerhalb des Stura. Antifaschismus lässt sich nicht verbieten: weder von säuberungswütigen studentischen Sozialdemokraten und Grünen, die sich hier schon mal auf ihre spätere Rolle als Personalchefs, Propagandisten der weiteren Verschärfung von Hartz 4 oder Gazprom-Aktionäre vorbereiten, noch von den knüppelnden Polizisten, die sie zu ihrer Unterstützung rufen.
Wer hat uns verraten?
Sozialdemokraten.
Wer war mit dabei?
Die grüne Partei!
Antifas aus Halle
Zur Presseberichterstattung
und weiteren Informationen
-
Stellungnahme zur Auflösung des AK Antifa im Stura der Uni Halle
(AG Antifa, 19.07.2022) - Offener Brief an die Hochschulleitung und Stura-Mitglieder der Hallischen Universität
- »Die AG Antifa Halle wird es auch in Zukunft geben«
Small Talk mit Tom Straube, Mitglied der AG Antifa an der Universität Halle-Wittenberg, über deren Auflösung durch den Studierendenrat.
(JungleWorld, 21.07.2022) - StuRadio: Ein Interview mit Fabian vom Arbeitskreis Antifa aus Halle.
(Radio Blau, 27.07.2022) - Erneut Cancel Culture an Uni.
Studentenrat in Sachsen-Anhalt erlaubt keinen Einspruch und keine Diskussion.
(Schwulissimo, 22.07.2022) - Studierendenrat löst AK Antifa nach zwei kritischen Vorträgen zum Thema Transaktivismus auf.
(Ruhrbarone, 20.07.2022) - Cancel Culture an der Uni Halle – Der neue linke Konsens
Am Fall einer antifaschistischen Hochschulgruppe, die aufgrund von Transfeindlichkeits-Vorwürfen aufgelöst wurde, lässt sich nachverfolgen, worin die ideologische Funktion der postmodernen Linken besteht.
(Cicero, 28. Juli 2022) - Steinerne Argumente. Halle: Debattenkultur auf dem Tiefpunkt.
(F.A.Z., 27.07.2022) - Der Stein des Anstoßes. Ein Diskussionsbeitrag zur Spontandemonstration gegen die Auflösung der AG Antifa.
(Bonjour Tristesse, 25.07.2022) -
Solidaritätserklärungen mit der AG Antifa
(AG Antifa, 07 / 2022)
weitere Presseartikel auf agantifa.com
Artikel in der JungleWorld Ausgabe 2024/06 über die Denunziationskampagne gegen die AG Antifa und andere antifaschistische Gruppen und die damit im Zusammenhang stehende ausführliche Polizeiarbeit von Mitgliedern des Studierendenrats und Kandidaten für die Stadtratswahl in Halle.
- Anna und Arthur schütteln den Kopf
In Halle sollen Mitglieder linker Hochschulgruppen die Polizei über andere Linke informiert haben
(Jungle World, 08.02.2024)
- Zum weiteren Versuch, die AG Antifa aufzulösen
(AG Antifa, 07 / 2022) - Die Nerven liegen blank!
(AG Antifa, 07 /2022) - Uni Halle: Arbeitskreis Antifaschismus des Studierendenrat soll wegen kritischen Vorträgen zu Gendertheorie und Transaktivismus aufgelöst werden
(Ruhrbarone, 07 / 2022) - Über das Unbehagen im Studentenmilieu. Ein Diskussionsbeitrag zum Auflösungsantrag gegen den AK Antifa im StuRa der Uni Halle.
(CEE IEH 04 / 2022) auch erschienen bei Ruhrbarone (07 / 2022) - Stellungnahme zum Auflösungsantrag
(AG Antifa, 11 / 2021) - Solidarisierungen
(AG Antifa, 11 / 2021) - Presse
(AG Antifa, 11 / 2021) - Sonderausgabe Bonjour Tristesse #25 / 2022
Bedrohte Meinungsfreiheit an der Universität Halle
- Stellungnahme der AG Antifa zum Auflösungsantrag der Olli / GHG / Jusos im Stura
- Stellungnahme der AG Antifa zur Podiumsveranstaltung am 17.09.2021
- Zu einigen der Vorwürfe gegen die AG Antifa
Presse:
-
Klara Stock und Co.: Holocaustrelativierung light.
Bonjour Tristesse (Halle), 12.11.2021 -
Im Studierendenrat der Universität Halle wird über den Arbeitskreis Antifaschismus gestritten.
Junge Welt, Ausgabe vom 19.11.2021, Seite 2 / Inland -
Ein Gespräch mit der AG Antifa über den Versuch, ihren Arbeitskreis in der Uni Halle aufzulösen.
Jungle World, Nr. 47–2021 - Missbrauchtes Mitgefühl. Studentische Cancel Culture: An der Universität Halle soll der Arbeitskreis Antifaschismus wegen Transfeindlichkeit verboten werden.
F.A.Z., 08.12.2021, Natur und Wissenschaft
Stellungnahmen und öffentliche Reaktionen:
- AK Alternatives Vorlesungsverzeichnis (alv) zum Antrag zur Auflösung des AK Antifa
- AK Protest im Stura der Uni Halle
- Antifaschistische Liste der Universität Halle,
- Linksjugend
- Stellungnahme der VL
- Stellungnahme der VL zum Vortrag am 17.09.
- Reil78
- OAP / Junges Forum und Junges Forum DIG Halle Saale
- Kick Them Out
- Pirnaer Autonome Linke
- Cheesecake (Corax)
- D.A.W.B. (Fangruppe von Tennis Borussia Berlin)
- Barra Brawu (VfL-Fans gegen Homophobie)
- Bonjour Tristesse
- Bündnis gegen Antisemitismus Halle
- Feministische Gruppe in Gründung (Halle/Leipzig)
- Feministischer Lesekreis Halle, Kellnerstraße e.V. (Ludwigstraße 37)
- Materialien zur Aufklärung und Kritik
- Henriette Quade (Die Linke)
- Leipziger Initiative Mündigkeit durch Bildung
-
Referat für Antifaschismus des RefRat (gesetzl. AStA) der Humboldt-Universität zu Berlin
-
AG NTFK (Halle)
-
Antideutsche Kommunisten Leipzig
-
Conne Island, Leipzig / [insta]
- Koljah (Antilopen Gang):
Die Auflösungsantrag-stellenden Hochschulgruppen
Olli / GHG / Jusos:
Shutdown des Denkens
Der Aufruf der heutigen Kundgebung und der Realitätsverlust der Linken
Es ist nicht zu übersehen: Die Pandemie, die Sorge um die eigene Gesundheit und die Gesundheit von Freunden, Verwandten, Bekannten, der Lockdown und seine stetige Verlängerung sowie der kaum aufzulösende Widerspruch zwischen dem notwendigen Schutz von Leben und dem Schutz der elementarsten Freiheitsrechte, die seit einem Jahr in einer vorher lange kaum vorstellbaren Weise eingeschränkt werden, lassen die Menschen nicht nur verzweifeln. Sie machen sie auch dumm. Das zeigt nicht zuletzt die inzwischen wieder aufgehobene Ausgangssperre in Halle, die nicht nur an Dreistigkeit, sondern auch an Sinnlosigkeit kaum zu überbieten war. Selbst die Mitglieder des hallischen Krisenstabs dürften gewusst haben, dass sich die meisten der in Halle Erkrankten nicht zwischen 21 und 5 Uhr bei Spaziergängen durch die nächtliche Stadt, sondern zu anderen Zeiten und an anderen Orten mit dem Coronavirus infiziert haben. Die Ausgangssperre war zum einen (wie viele andere Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie) Ausdruck von Ohnmacht und Hilflosigkeit: Weil die anderen Versuche, die Pandemie einzugrenzen, aufgrund des hohen Ansteckungsrisikos und der regelmäßigen Mutationen des Virus’ nur bedingt Wirkung zeigten und die Impfkampagne nur schleppend vorankommt, tendiert der Notstandsapparat zu Verzweiflungstaten.
Zum anderen zeigten sich in der Ausgangssperre, direkt damit verbunden, jene Allmachtsgelüste, zu denen der Staat insbesondere in Krisensituationen neigt. Die Exekutive, die Verwaltung und ihre Planspiele tendieren dazu, sich zu verselbstständigen. Zugleich verstärken und beschleunigen sich im Zuge der Pandemie jene Entwicklungen, die bereits vorher auf der Tagesordnung standen – darunter die Auflösung von Öffentlichkeit, das Einkassieren der Differenz zwischen Arbeit und Privatleben (Stichwort: Homeoffice), die Vereinsamung und die Digitalisierung jeglicher Lebensregungen: Herbert Marcuses Rede vom „eindimensionalen Menschen“ erhält durch die Verlegung des Schulbetriebs, der universitären Lehre, der Büroarbeit und der sozialen Kontakte ins Digitale eine neue Bedeutung. Zu fragen wäre nur, ob mit der enormen Beschleunigung all dieser Entwicklungen auch qualitative Veränderungen verbunden sind. Es spricht zumindest einiges dafür: Nicht erst seit Marx ist bekannt, dass Quantität regelmäßig in Qualität umschlägt. Weiterlesen
Bonjour Tristesse: Interview mit dem Roten Netzwerk Halle
Link
Wer sich schon immer gefragt hat, ob Antideutsche Linke sind oder vielleicht doch nicht, sollte sich dieses Interview keinesfalls entgehen lassen. Uwe und Gerome vom Roten Netzwerk Halle geben der Bonjour Tristesse Auskunft über ihre politische Agenda und ihre geplanten Aktionen:
Bonjour Tristesse: Interview mit dem Roten Netzwerk Halle
Der kleine Unterschied: Zu den Morden von Paris und Dresden
„Entendez-vous dans les campagnes
Mugir ces féroces soldats?Ils viennent jusque dans vos brasÉgorger vos fils, vos compagnes.“*
(Aus der „Marseillaise“)
Ihre AG „No Tears for Krauts“ Halle, 23.10.2020
Solidarität mit Israel. Über den kategorischen Imperativ nach Auschwitz. (Vortrag in Magdeburg)
Vortrag von Stephan Grigat
Dienstag, 09. April 2019; 19 Uhr
Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen-Anhalt
Ebendorfer Straße 3, Magdeburg
Factory Magdeburg
Sandbreite 2, Magdeburg
Am 9. April laden wir zu unserer Veranstaltung „Solidarität mit Israel“ nach Magdeburg ein. Seitdem wir auf den Vortrag hinweisen, wird der Betreiber des Veranstaltungsortes, der Factory Magdeburg, täglich mit Anrufen, E‑Mails und Posts bombardiert, um eine Absage für die Veranstaltung zu erwirken. Neben den für Magdeburger Verhältnisse typischen Vandalismus-und Gewaltandrohungen waren die anonymen Anrufer diesmal sehr kreativ und gaben sich mal als Vertreter des Studierendenrates, mal als Stadtabgeordnete aus. Nachdem Geld für eine Absage geboten wurde, wird nun mit Boykott der Factory gedroht. Diesen ganzen Aufwand betreiben einige Magdeburger Linke, um eine Veranstaltung, die Solidarität mit Israel heißt, zu verhindern. Um nicht direkt gegen Israel argumentieren zu müssen – denn dann wüsste auch der Dümmste, dass es sich um linke Antisemiten handelt –, werden die veranstaltenden Gruppen, der Referent und Supporter als Rassisten, Nationalisten und zum Teil als Rechtsradikale dargestellt. Und das alles nur, um von ihrem Hass auf Israel abzulenken. Wir freuen uns auf die Veranstaltung am 9. April, haben uns aber dazu entschlossen, den Veranstaltungsort zu ändern, den wir noch rechtzeitig bekannt geben. Weiterlesen
Bonjour Tristesse Sonderausgabe #G20
Kurzmitteilung
Die Sonderausgabe der Bonjour Tristesse zu den G20-Protesten ist erschienen und liegt an den bekannten Orten in Halle, Leipzig und Dessau aus. Hier gehts zu den Beiträgen im Blog: bonjourtristesse.wordpress.com
Bonjour Tristesse – Sonderausgabe #G20
(Sommer 2017)
- Editorial
- Jusos mit Steinen Ein Vertreter der »AG Antifa« fragte, ob es hierzulande eigentlich irgendjemanden gab, der nichts gegen das G20-Treffen in Hamburg hatte?
- Vorschein des Schlimmeren. Uli Schuster (Roter Salon, Leipzig)
Die Proteste gegen den G20-Gipfel haben gezeigt, dass die Linke aus der eigenen Geschichte nichts gelernt hat. - Die Wiederkehr des Immergleichen. Angesichts der Proteste gegen den G20-Gipfel fragte ein Vertreter der »AG Antifa« danach, warum die Linke immer wieder selbst hinter ihre eigenen theoretischen Erkenntnisse zurückfällt.
Vorschein des Schlechteren. Zu den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg
Hier der Hinweis auf eine dringend notwendige Veranstaltung
am Donnerstag, dem 13. Juli 2017, in Halle (Saale)
Vorschein des Schlechteren.
Zu den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg
Es ist bezeichnend: Die autonome Restlinke kümmert sich das ganze Jahr über um kaum etwas anderes als um die Verhinderung unbedeutender Naziaufmärsche, die Geißelung tatsächlich oder vermeintlich reaktionärer gesellschaftlicher Tendenzen oder die Organisation von „Schöner-feiern-ohne-Nazis“-Partys. Wenn es gegen „die da oben“, die vermeintlichen „Herren der Welt“ und insbesondere gegen Amerika geht, dann lässt sie jedoch gern mal Fünfe grade sein: So störte sie weder, dass auch zahllose Nazis zu Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg aufgerufen haben, noch kommen Gruppen oder Bündnisse wie die „Interventionistische Linke“, „Ums Ganze“, „TOP Berlin“ oder „Welcome to Hell“ auch nur auf die Idee, dass mit ihrem Protest etwas nicht stimmen könnte, wenn er auch bei den braunen Jungs von der Platte oder vom Ziegenhof auf Begeisterung stößt. Wie sollen sie auch, wo sich schon ihre Ästhetik teilweise kaum von der des antikapitalistischen Blocks einer x‑beliebigen Nazidemo unterscheidet. Zahllose Plakate und Videos, mit denen von links nach Hamburg mobilisiert wurde, bewegten sich mit ihrer Gewaltverherrlichung, dem Streetfighter-Gehabe und der Überhöhung des Kampfes irgendwo zwischen den Selbstdarstellungen der „Skinheads Sächsische Schweiz“ und der „Saalefront Ultras“ des Hallischen FC. Auch inhaltlich ist das angesagt, was man in den letzten Jahren unter dem Begriff „Querfront“ zu missverstehen gelernt hat. So haben sich die organisierenden Gruppen in ihren Aufrufen in der Regel weder für die zivilisatorischen Mindeststandards stark gemacht, die gerade vom IS, vom türkischen Autoritarismus oder vom russischen Neoimperialismus zur Disposition gestellt werden, noch haben sie sich auf die Produktionssphäre konzentriert, in der Marx noch die Ursachen des gesellschaftlichen Übels verortete. Stattdessen ließen sie sich über das wenige am Kapitalverhältnis aus, das zumindest als Vorschein eines Besseren zu erkennen ist: über Handel – immerhin wurde schon Wochen vor dem Event angekündigt, den Hafen blockieren zu wollen –, Luxus usw. Schon wollte man sich freuen, dass nach der Kampagne gegen die Europäische Zentralbank in Frankfurt die geradezu obsessiven Schuldzuweisungen an Banker und Politiker ein wenig abebbten, da fand die Globalisierungskritik ihre Gegner erneut schlafwandlerisch in der Zirkulationssphäre: dort, wo der Antisemit traditionell die Juden verortet. Die immergleichen Parolen gegen „Nationalismus und Rassismus“, die „Ums Ganze“, „IL“ und Co. unter ihre Texte klatschen (und die, nebenbei bemerkt, inzwischen auch den Beifall Angela Merkels, Sigmar Gabriels oder Xavier Naidoos finden würden), sind so inhaltsleer, weil sie kaum mehr als dem Zweck dienen, diese Gemeinsamkeiten zu kaschieren. Selbst einige derjenigen, die es eigentlich besser wissen, haben diesmal auf Kritik verzichtet und sich ganz postironisch zur Fahrt nach Hamburg verabredet, um es endlich mal wieder so richtig krachen zu lassen. Während sich die einen mit dem besten antifaschistischen Gewissen an der Barbarisierung der Verhältnisse beteiligen, tun es die anderen mit einem Augenzwinkern. Das regressive Bedürfnis nach dem Kaputtschlagen, dem Riot und dem Geländespiel mit der Polizei ist jedenfalls auch dort angekommen, wo man in der Zeit des G8-Gipfels in Heiligendamm 2007 noch ganz kritisch auf Demobiliserung gesetzt hat.
Das alles ist Anlass, die Proteste gegen den G20-Gipfel in Hamburg noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Uli Schuster vom „Roten Salon“ im Leipziger Conne Island wird das Verständnis der aufrufenden Gruppen vom staatlichen Handeln, vom Kapital, vor allem aber von der Funktionsweise internationaler Politik kritisieren und zeigen, dass die Proteste kein Vorschein auf ein Besseres, sondern auf etwas Schlechteres sind. Gemeinsam mit einem Vertreter der „AG Antifa“ fragt er zudem danach, warum die aufrufenden Gruppen so weit hinter die Erkenntnisse zurückfallen, die in den letzten fünfzehn Jahren selbst von linker Seite formuliert wurden.
Eine Veranstaltung der AG Antifa
Der Veranstaltungsort wird noch bekanntgegeben.
Die zugehörige Facebookveranstaltung findet ihr hier:
https://www.facebook.com/events/1367423276677604