Der kleine Unterschied: Zu den Morden von Paris und Dresden

„Entendez-vous dans les campagnes
Mugir ces féroces soldats?
Ils viennent jusque dans vos bras
Égorger vos fils, vos compagnes.“*
(Aus der „Marseillaise“)

Oktober 2020: Ein Mann wird auf offener Straße mit einem Messer abgeschlachtet. Der Täter ist ein bekennender Anhänger des Islam, das Motiv der Hass auf die westlichen Freiheiten, zu denen neben der Presse- und Meinungsfreiheit u.a. auch das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und das Recht auf freie Partnerwahl gehören. Der Tatort ist Conflans-Sainte-Honorine, jener Vorort von Paris, in dem der Lehrer Samuel Paty am 16. Oktober enthauptet wurde, weil er im Unterricht Mohammed-Karikaturen zeigte, aber auch das sächsische Dresden. Dort war bereits zwei Wochen vor dem Mord an Paty, am 4. Oktober, ein schwules Paar in der Innenstadt von einem 20-jährigen Syrer, der von der sächsischen Polizei als islamistischer Gefährder eingestuft wurde, mit einem Messer attackiert worden. Der 55-jährige Thomas L. starb kurz darauf im Krankenhaus, sein Partner Oliver überlebte schwer verletzt.
Nach dem Mord von Conflans-Sainte-Honorine besuchte Präsident Macron den Tatort, Innenminister Darmanin kehrte früher von einer Dienstreise zurück, ein Krisenstab wurde gebildet. Trotz der Corona-Pandemie gingen zehntausende Franzosen auf die Straße; Samuel Paty erhielt ein Staatsbegräbnis. Zugleich wurde eine Moschee geschlossen, die Hetze gegen den Lehrer verbreitet hatte; Razzien wurden durchgeführt, die laut Darmanin „eine Botschaft vermitteln“ sollten: „nicht eine Minute Aufschub für die Feinde der Republik“.
Dieses Pathos ist selbstverständlich hohl. Es verdeckt nicht zuletzt den Kuschelkurs, der auch in Frankreich – vom Präsidenten über den Innenminister bis hin zu den Medien – regelmäßig gegenüber dem Islam gefahren wird. Dennoch schwingt in ihm noch der Rest der Ahnung davon mit, was die Republik und der Westen einmal waren.
Ganz anders in Deutschland, wo der Begriff der Republik nie ein emphatischer war und sich der „Weg nach Westen“ (Heinrich August Winkler) als so lang erwies, dass er auf halber Strecke abgebrochen wurde. Während der Großteil der französischen Nation den Namen Samuel Paty kennt, muss man die deutsche Presse lange durchforsten, um wenigstens die Vornamen der beiden Anschlagsopfer von Dresden herauszubekommen. Aber noch mehr: Als in Frankreich längst offen über die Hintergründe der Tat von Conflans-Sainte-Honorine gesprochen wurde, wurde der Dresdener Fall in Deutschland gedeckelt. Obwohl Gerüchte darüber kursierten, dass ein homosexuelles Paar von einem sogenannten Gefährder angegriffen worden war, hüllten sich die sächsische Polizei und die sächsische Staatsregierung in Schweigen. Weder über den mutmaßlichen Täter noch über das eventuelle Motiv und die Homosexualität der Opfer wurde berichtet. Es war nicht die sonst überaus umtriebige sächsische Antifa, es war auch keine zivilgesellschaftliche Initiative für Demokratie und Toleranz, die den Fall sicher bereits bei den leisesten Gerüchten über einen neonazistischen Täter skandalisiert hätten, sondern die Landtagsfraktion der AfD, die als erstes (und schon eine gute Woche nach der Tat) über Schwulenhass als Motiv sprach. Es dauerte schließlich noch einmal mehr als eine Woche, bis in den Medien über Homophobie und den islamischen Hintergrund des Täters gesprochen wurde: Seine Identität war durch DNA-Spuren am Tatort schon kurz nach dem Angriff bekannt. Die Polizei, die ihn inzwischen gefasst hat, weigert sich noch immer, über den Hintergrund der Tat zu sprechen.
Doch obwohl es inzwischen als gesichert gelten kann, dass es sich beim Mord von Dresden um einen islamistischen Anschlag handelt, blieb der Aufschrei aus: Weder berichtet die Presse in der angemessenen Weise über den Fall, noch gibt es nennenswerte Stellungnahmen aus Regierungskreisen, vonseiten der etablierten Parteien oder der Zivilgesellschaft. Die Antifa Dresden ruft für das Wochenende auf ihrem Twitter-Account weiter zu einer „Tekno-Demo“ zum „6. Pegidageburtstag“ auf. Im Aufruf für diesen Umzug (Motto: „Tekno against Fascism and Racism“) wird zwar völlig zu Recht auf ein versuchtes Tötungsverbrechen hingewiesen: Im August 2020 griff ein Neonazi zwei Menschen mit einem Messer bei einer Techno-Party an und verletzte sie schwer. Von der Attacke auf Thomas L. und Oliver findet sich jedoch auch in den Aktualisierungen kein Wort. Sie wurden in der Dresdener Altstadt wohl vom falschen Nazi angegriffen.
Im Umgang mit dem Anschlag von Dresden zeigt sich damit noch einmal der kleine Unterschied zwischen Deutschland und dem Rest der zivilisierten Welt. Dieser Unterschied wird aufgrund der Krise des Westens sicher kleiner, gelegentlich mag sogar der Eindruck entstehen, er sei kaum noch vorhanden. Insbesondere im Ausmaß der kaum irgendwo besonders stark ausgeprägten Bereitschaft, die prekär gewordenen westlichen Werte gegen den Islam zu verteidigen, werden sie jedoch noch einmal deutlich.

Ihre AG „No Tears for Krauts“ Halle, 23.10.2020
* „Hört ihr im Land / Das Brüllen der grausamen Krieger? / Sie kommen bis in eure Arme, / Eure Söhne, Eure Gefährtinnen zu schlachten!“

Für den Feminismus.

Folgendes Flugblatt wurde am 14.04.2018 auf der Demonstration »konsequent. feministisch. antifaschistisch. – Kick Them Out! Nazizentren Dichtmachen.« in Halle (Saale) verteilt:

Flugblatt: Für den Feminismus [PDF]

Liebe Teilnehmer der heutigen  Demonstration,

mal Hand auf‘s Herz: Kommt es Euch nicht auch etwas lächerlich vor, auf eine feministische Demonstration zu gehen, die sich gegen die Identitären richtet? Oder gar verlogen? Anscheinend nicht, denn ansonsten wärt Ihr zuhause geblieben, anstatt Euch hier bei einem Protest gegen ein Dutzend Flachpfeifen, die ohnehin niemand zu mögen scheint, als ehrenwerte Verteidiger des Feminismus aufzuspielen. Weiterlesen

ANTIFASCHISTISCHE HOCHSCHULTAGE 2017

Diesen Sommer finden wieder die antifaschistischen Hochschultage statt.
Das Programm-Heft gibt es hier als PDF.

Weitere Informationen unter: antifa​.uni​-halle​.de
sowie facebook​.com/​a​g​a​n​t​i​f​a​s​c​h​i​s​mus

Popanz Neue Rechte – Die Sehnsucht nach dem Führer

1. Juni 2017, 19:00 Uhr
Melanchthonianum am Universitätsplatz

Seitdem die Neue Rechte in aller Munde ist, reisen Journalisten in die sachsen-anhaltische Provinz. Im Institut für Staatssicherheit glauben sie, die Denkfabrik der rechten Bewegung gefunden zu haben, in dem Ziegenhalter Götz Kubitschek ihren Führer.
Frank Kucharsky spricht über die Besuchsfahrten des deutschen Feuilletons nach Schnellroda.
Florian Pätzold erläutert, weshalb niemand Kubitschek lesen muss, um die Motive hinter Pegida, AFD und Co. zu verstehen.

 

Great Again – Antiamerikanismus im Zeitalter Donald Trumps
15. Juni 2017, 19:00 Uhr
Melanchthonianum am Universitätsplatz

Seine Wahl zum amerikanischen Präsidenten ist für die Deutschen die ersehnte Katastrophe. Für die Bundesbürger steht fest, dass mit Donald Trump wieder der Teufel das Weiße Haus bewohnt.
Uli Krug spricht über das Phänomen Trump und mögliche Konsequenzen für eine materialistische Gesellschaftskritik.
Magnus Klaue fragt nach Kontinuität und Wandel des deutschen Antiamerikanismus.

Der Linken alte Kleider – Zur Renaissance des Palituchs
28. Juni 2017, 19:00 Uhr
Reil 78

Regelmäßig entdeckt die linke Szene das Palituch wieder. Kein Wunder, wird es doch wie keine andere Klamotte mit einer nonkonformistischen Gesinnung assoziiert. Verstörend wirkt allerhöchstens, dass der symbolträchtige Zwirn sich auch bei Nazis großer Beliebtheit erfreut.
Mark Liber erläutert, weshalb das Revival des Palituchs vor allem von der fortschreitenden Regression der Linken kündet.

Ausführliche Ankündigungstexte: Weiterlesen

Redebeiträge zur Demonstration »Straight to hell!« in Bornhagen

Die Redebeiträge zur Demonstration »Straight to hell!« (Weg mit den braunen Zonen! Weg mit der AFD!) im thüringischen Eichsfeld können hier nachgelesen werden.

Redebeitrag AG NTFK Halle [PDF]

Redebeitrag GEKO Halle [PDF]

Redebeitrag ASSOCIATION PROGRÈS [EXT]

Wer vom Islam nicht reden will,
sollte auch von der AfD schweigen

Redebeitrag von No Tears for Halle aus dem Organisationsbündnis zur Demonstration „Straight to Hell!“ am 5. Mai 2016 in Bornhagen.

 

Liebe Freundinnen und Freunde, Genossinnen und Genossen,

die Bornhagener Himmelfahrtsmeute interessiert sich nicht besonders für das, was wir zu sagen haben. Darum ein paar Worte an Euch: Als wir und unsere Freunde von der Antideutschen Aktion Berlin uns vor ein paar Monaten entschlossen haben, die Genossen aus dem Eichsfeld mit einer Demonstration zu unterstützen, hätten wir nie mit einer solchen Resonanz gerechnet. Denn ganz ehrlich: Wann wurden die Organisatoren eines kleinen Dorfumzugs schon einmal bei Spiegel Online, bei Tagesschau​.de oder in der Bild-Zeitung zitiert? Und wann hat eine antideutsche Demonstration schon einmal so viel Zuspruch bei Leuten gefunden, die Nationalismus für eine Kopfsache halten, die mit einer kollektiven Klatschübung auf Marschrhythmusbasis vertrieben werden kann? Weiterlesen