Nie wieder Deutschland! Nie wieder Gaza!

Folgendes Flugblatt verteilten wir am 27. Januar 2024 bei der vom Bündnis »Halle gegen Rechts« veranstalteten Kundgebung zum Holocaust-Gedenktag unter dem Motto: »Nie wieder ist jetzt – Never again is now« (Marktplatz Halle):

Nie wieder Deutschland!
Nie wieder Gaza!

Als am Morgen des 7. Oktobers tausende Hamaskämpfer den Grenzzaun zu Israel überwanden, um Juden auf denkbar barbarischste Weise zu töten, zu vergewaltigen und zu entführen, wurden sie von wiederum tausenden Einwohnern Gazas begleitet, die die Gelegenheit nutzten, um ihre jüdischen Nachbarn ebenfalls auszuplündern und fürchterlich zu schänden. Dieser Tag war mit Abstand der schlimmste Tag für die Juden, nicht nur Israels sondern der ganzen Welt, seit dem Ende des Holocausts. Und nicht nur das: Hätten die Palästinenser noch größere militärische Möglichkeiten gehabt, als sie ohnehin schon hatten, und hätte ihnen nicht eine der schlagkräftigsten Armeen des Nahen Ostens auf israelischer Seite gegenübergestanden, wäre die so oft zitierte Singularität des Holocausts so singulär gar nicht geblieben. Mit anderen Worten: Es bestand am 7. Oktober und es besteht auch weiterhin die reale Gefahr eines neuen Holocausts. Genau vor diesem Hintergrund entstand der Slogan „Never again is now!“ – als explizite Solidarisierung mit dem Überlebenskampf des jüdischen Staates. Und es gibt genügend Gründe an einer Solidarisierung mit den Juden und ihrem Staat festzuhalten: Die Hamas ist noch nicht vernichtet, Gaza ist noch längst nicht reeducated, die Geiseln sitzen nach wie vor in den Tunneln Gazas und werden dort systematisch misshandelt. Inwiefern sich die Situation im Norden mit der Hisbollah zuspitzt, ist derzeit nicht absehbar. Und dass es über kurz oder lang Krieg mit dem Mullahregime im Iran geben wird, ist ebenfalls sehr wahrscheinlich. Die Juden an amerikanischen Universitäten sind genauso gezwungen sich bedeckt zu halten wie die Juden, die noch immer in islamischen Gebieten wie Marokko, der Türkei oder Neukölln leben. Never again is now!

Dies alles sind aber keine Gründe dafür, dass die Menschen im besten Deutschland aller Zeiten gegen den grassierenden Antisemitismus auf die Straße gehen. Wenn das Kasperletheater vom Bündnis Halle gegen Rechts zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz zur Demonstration mobilisiert, geht es freilich nicht um die Bedrohung der lebenden Juden, sondern um die eigene Agenda, die sich natürlich nur gegen Rechts zu richten habe. Ganz ohne Scham nimmt man den Slogan der Solidaritätswelle für Israels Existenzkampf und deutscht ihn umstandslos ein, indem man das „Never again is now“ gegen irgendwelche Vollhorste der AfD wendet. Bereits auf der Großdemonstration von Halle gegen Rechts am letzten Samstag wurde völlig geschichtsvergessen die Rechts-Partei als Neugeburt der NSDAP dargestellt; ganz so als ob Weidel und co schon Listen mit deutschen Juden anlegen würden. Völlig ohne Realitätsprüfung, ob denn tatsächlich „AfD wählen so 1933“ sei, wie es gerne auf den Anti-AfD-Aufmärschen heißt, demonstriert man mit den Ortsverbänden jener Parteien, die entweder als Ampel oder eben als CDU-Regierung, wesentlich mitverantwortlich dafür sind, dass die AfD überhaupt so einen Zulauf hat. Deren Wähler dürften nicht durchweg rassistisch oder fremdenfeindlich sein, sondern zu einem nicht unerheblichen Teil aus jenen Bevölkerungsteilen bestehen, die sich von den Bevormundungen und Belehrungen der Altparteien nicht so gerne abholen lassen, wie jene, die im Staatsauftrag gegen einen Rechtsruck auf die Straße gehen, den man sich zurechtlügen muss, um über den eigenen Mist nicht reden zu müssen. Dass man dabei dann nicht nur mit Parteivertretern fast jeder Couleur demonstriert, sondern sich mit der notorisch israelfeindlichen Islamischen Gemeinde Halle, dem Queers for Palestine-Ableger Kohsie e.V. und dem Arabischen Haus auch noch die größten Feinde des jüdischen Staates ins Deutsch-Arabische Haus holt, ist dabei kaum verwunderlich. Im Aufruf von Halle gegen Rechts ist man sich zudem nicht zu blöd, den „Opfern des deutschen Faschismus“ zu gedenken; ganz so als habe der „deutsche Faschismus“ und nicht Millionen von Deutschen ihre jüdischen Nachbarn denunziert, ausgeraubt, verhaftet, deportiert und zusammen mit möglichst vielen anderen Juden Europas, derer man habhaft werden konnte, systematisch vernichtet. Besondere Brisanz für das diesjährige Gedenken an den Holocaust hat zudem ein Umstand, der in den letzten Wochen für die größte Mobilisierung des guten Deutschlands seit Jahrzehnten gesorgt hat: Ein Treffen von AfD-Sympathisanten, die sich irgendwo in einer Brandenburger Landgaststätte widerlichen Omnipotenzphantasien hingegeben haben, wie sie Nicht-Deutsche unter Ausnutzung bestehender Gesetze loswerden können.

Abgesehen von nun nicht gerade für ihr „Vordenken“ bekannten Posterboys der Identitären Bewegung mussten zumindest wir die anderen Mitglieder dieses Treffens googeln, da diese gar nicht so mächtig und bekannt sind, wie die Enthüllungsjournaille in ihren Texten nahelegte. Unterm Strich war dieses Treffen natürlich eine schlimme Horrorshow; als großen Umsturzplan oder als Zeichen eines schlimmen Rechtsrucks lässt sich diese Veranstaltung kaum aufblasen. Ein gefundenes Fressen für das gute Deutschland, das weder über linken noch islamischen Antisemitismus reden will, ist es aber allemal.

Während die AfD zum Wiedergänger der NSDAP aufgenordet wird und sich der antifaschistische Mob in Stellung bringt, um zu zeigen, was die eigenen Urgroßeltern hätten tun sollen (*), ist das Schweigen zum Neuversuch des Holocausts im Nahen Osten bezeichnend. Never again is now ist keine Wohlfühlparole von den Nachkommen der Nazis, mit der man sich als die besseren Deutschen gerieren kann. Sondern nach wie vor eine Kampfansage an die Antisemiten in Gaza und auf der ganzen Welt. Auf Solidarität aus Deutschland können sich die Juden weder in Israel noch in Neukölln verlassen. Daher sei noch einmal eindringlich darauf hingewiesen, was „never again is now“ konsequent zu Ende gedacht bedeutet:

Nie wieder (rechtes oder linkes) Deutschland!
Nie wieder Gaza!
Solidarität mit Israel!
Waffen für die IDF!

AG No Tears For Krauts
27. Januar 2024

* Es ist nicht genau klar, was die Demonstranten meinten, die auf Plakaten fordern, dass man zeigen solle, was die Urgroßeltern hätten tun sollen: Will man, wie die Urgroßeltern, die unliebsame Opposition verbieten? In Großdemonstrationen Feinde benennen und ausgrenzen? Gegner mundtot machen und aus dem öffentlichen Raum entfernen? Also letztlich den Großeltern nacheifern?

Flugblatt: Kein Kampf gegen den Antisemitismus ohne Solidarität mit Israel!

Folgendes Flugblatt verteilten wir mit einigen Israelfahnen am 9.10.2023 beim Gedenkrundgang »In Erinnerung und Solidarität«, der vom Bündnis Halle gegen Rechts anlässlich des vierten Jahrestags des Anschlags vom 9. Oktober 2019 veranstaltet wurde.
 

Kein Kampf gegen den Antisemitismus
ohne Solidarität mit Israel!

Die Organisatoren der heutigen Veranstaltung haben dazu aufgefordert, auf das Mitführen von Fahnen zu verzichten. Jeder weiß, welche Fahnen gemeint sind: die des jüdischen Staates. Diese Aufforderung war bereits vor den massiven antisemitischen Angriffen, denen Israel seit dem Morgen des 7. Oktober ausgesetzt ist, ein Skandal. Durch die unterschiedslosen Attacken der Hamas und des Islamischen Jihad auf alle Juden, die sie erreichen können, egal, ob Soldaten, Zivilisten, Kinder oder Greise, wird jedoch noch deutlicher, dass ein Kampf gegen den Antisemitismus, der ohne Solidarität mit Israel auskommt, nicht nur halbherzig ist. Er läuft vielmehr auf eine Verharmlosung der antisemitischen Gewalt im Nahen Osten, vielleicht sogar auf ein ideelles Bündnis mit Hamas und Co. hinaus.

Heute ist der vierte Jahrestag des Anschlags von Halle. Damit bietet sich der „Initiative 9. Oktober“, die das sogenannte zivilgesellschaftliche Gedenken organisiert, ein weiteres Mal die Gelegenheit, das Geschehene für die eigene politische Agenda auszuschlachten. Bereits wenige Stunden nach dem Anschlag stellte sich die Tat für viele in einer auffällig klaren Eindeutigkeit dar. So wurde die AfD schnell als geistiger Brandstifter ausgemacht, der Angriff auf einen Döner-Imbiss in rassifizierender Manier als Ausdruck eines „antimuslimischen Rassismus’“ gedeutet und das sogenannte „Manifest“ des Täters als Ausweis gekränkter Männlichkeit identifiziert. Wer wollte, konnte also in den Anschlag hineinprojizieren, was die fleißig eingeübten Phrasen und Deutungsmuster so hergaben. Mit dem Weltbild des Attentäters wurde sich wenig bis gar nicht auseinandergesetzt. Das schien den Veranstaltern des Gedenkens auch gar nicht nötig, denn von Anfang an bestand für sie vor allem ein instrumentelles Verhältnis zum Anschlag. Wer daran Zweifel hegt, sollte sich die Redebeiträge ins Gedächtnis rufen, die hier in den letzten Jahren gehalten wurden. Mehr oder weniger eloquente Vorkämpfer der Queer- und Antiraszene schwadronierten über die Lage an den EU-Außengrenzen, die in der Kontinuität der deutschen Arbeits- und Vernichtungslager stünden, oder über die binäre Geschlechterordnung, deren Verteidiger beim Anschlag quasi „mitgeschossen“ hätten.

Um es also noch einmal deutlich zu sagen: Wer anlässlich eines der schlimmsten antisemitischen Anschläge in Deutschland seit 1945 nationalsozialistische Vernichtungs- und gegenwärtige Flüchtlingslager gleichsetzt und Menschen, die der Idee fluider Geschlechtlichkeiten skeptisch gegenüberstehen, in die Nähe antisemitischer Mörder rückt, sollte keinen Applaus erhalten, sondern mit Tomaten und Eiern konfrontiert werden. Vor allem sollte er als das bezeichnet werden, was er ist, als Holocaustrelativierer und jemand, der antisemitischen Verbrechen verharmlost. Vielleicht sind es Kommentare wie die oben genannten, für die u.a. die „Initiative 9. Oktober“ oder die Gruppe „Migrant Voices“ verantwortlich zeichnen, hinter der sich vor allem deutsche Mittelstandskids verbergen, die der Grund dafür sind, dass sich viele Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Halle von solchen Veranstaltungen fernhalten. Vielleicht lassen sich diejenigen unter ihnen, die stärker an den religiösen Gesetzen und der damit verbundenen Vorstellung von Zweigeschlechtlichkeit festhalten, auch nicht gerne nachsagen, sie hätten „mitgeschossen“. Möglicherweise sehen sie aber auch einfach nur andere Probleme als die, von denen der ideologisch aufgeladene linke Gedenkzirkus umgetrieben wird.

Um das herausfinden zu können, wäre es nötig gewesen, der Jüdischen Gemeinde Halle zuzuhören und Statements wie das Folgende ernst zu nehmen: „Organisationen, Vereine und Privatpersonen, die keinesfalls zu den Opfern dieses Attentats zählen, stellen Forderungen, kritisieren die Stadt und das Land, kurz gesagt – sie machen sich in der Bekämpfung von Antisemitismus wichtig. Sie haben jedoch im Mai dieses Jahres keine Reaktion gezeigt. Ein antisemitischer und antiisraelischer Mob demonstrierte auf dem Marktplatz und versuchte die israelische Flagge anzuzünden.“

Diese Aussage der Jüdischen Gemeinde von 2021 bezieht sich auf eine israelfeindliche Kundgebung, bei der sich im Mai rund 350 Muslime nach ihrem Freitagsgebet auf dem Marktplatz versammelten. Aus der Kundgebung heraus wurden Gegendemonstranten beschimpft, eine Israelfahne wurde geraubt, um sie zu verbrennen. Das Jüdische Gemeindehaus, das sich in der Nähe des Marktplatzes befindet, wurde von der Polizei aus Sicherheitsgründen evakuiert. Zumindest den leitenden Beamten dürfte bewusst gewesen sein, dass sich die antisemitische Raserei vom Verbrennen von Fahnen des jüdischen Staates schnell zum Werfen von Brandsätzen auf Synagogen und andere jüdische Einrichtungen ausweiten kann – so, wie es etwa 2014 in Wuppertal geschah.

Das Zeigen einer israelischen Flagge und die damit zum Ausdruck gebrachte Solidarität mit dem jüdischen Staat wäre nicht nur, aber gerade in Deutschland eine Mindestanforderung an eine Kundgebung oder Demonstration, die vorgibt, der Kritik des Antisemitismus gewidmet zu sein. Der jüdische Staat ist nicht zuletzt eine Reaktion auf den antisemitischen Vernichtungswahn der Deutschen, die – das wird gern vergessen – in der arabischen Welt durchaus einige Unterstützer fanden. Die Gründung Israels geht u.a. auf den Versuch einer zumindest partiellen territorialen Befreiung vom Antisemitismus zurück. Israel bietet einerseits Gewähr dafür, dass verfolgte und hilfesuchende Juden (egal, ob sie eine andere Staatsbürgerschaft besitzen, ob sie israelische Bürger sind, sein wollen oder nicht) eine Zuflucht erhalten und nicht wie in der Zeit des Nationalsozialismus zu ihren Henkern zurückkehren müssen. Andererseits ist die Existenz des jüdischen Staates zumindest ein gewisser Garant dafür, dass Juden auch außerhalb seiner Grenzen ein halbwegs sicheres Leben führen können: Aufgrund seiner staatlichen Verfasstheit kann Israel auf internationaler Ebene besser und wirkungsvoller agieren und intervenieren als es z.B. den jüdischen Hilfsorganisationen der Zwischenkriegszeit möglich war, die aufgrund fehlender staatlicher Unterstützung kaum wahrgenommen wurden.

Auch die Juden, die sich vor vier Jahren in der Synagoge in Halle aufhielten, um Jom Kippur zu feiern, haben ihr Leben nicht den deutschen Sicherheitsbehörden zu verdanken, sondern Zufall und Glück – aber eben auch einer massiven Tür aus Eichenholz, die ohne finanzielle Unterstützung aus Israel nicht hätte eingebaut werden können. Wären Juden in der Diaspora ausschließlich auf das Wohlwollen und das Engagement staatlicher Behörden oder sogar zivilgesellschaftlicher Initiativen angewiesen, dann wäre ihre ohnehin oft schon prekäre Lage noch um ein Vielfaches schlechter.

Ohne seine Streitkräfte könnte Israel all die genannten Funktionen nicht erfüllen. Die Israelis bzw. Juden wären – wie von arabischer Seite immer wieder gefordert und gerade wieder versucht wird – längst „zurück ins Meer“ getrieben worden.

Darüber hinaus haben sich viele antisemitische Stereotype seit der Gründung Israels auf den jüdischen Staat verschoben. Der Vorwurf der „Künstlichkeit“, der insbesondere in den 1970er und 1980er Jahren beliebt war, ist ebenso Ausdruck davon, wie der Vorwurf, hinter allen Ungerechtigkeiten der Welt zu stehen oder ein „Kindermörder“ zu sein: so, als wären es auch gerade wieder nicht Hamas und Co., sondern die israelischen Streitkräfte, die gezielt Zivilisten angreifen, ermorden oder entführen. Israel ist, wie das bekannte Sprichwort lautet, der „Jude unter den Staaten“, gegen den sich weltweit ein großer Teil des antisemitischen Ressentiments richtet. Das bedeutet zugleich: Der Kampf gegen Antisemitismus kommt nicht ohne Solidarität mit dem jüdischen Staat aus. Das Zeigen der israelischen Fahne ist ein Symbol dafür.

Aber wie wir in den letzten Jahren feststellen mussten und wie auch heute wieder offensichtlich wird, wird gerade in vermeintlich progressiven Kreisen, die gern mal ein Lippenbekenntnis „gegen Antisemitismus“ von sich geben, auf die blauweißen Fahnen mit dem Davidstern wenig Wert gelegt, im Gegenteil. Die Organisatoren der heutigen Veranstaltung fordern die Teilnehmer sogar explizit dazu auf, keine Fahnen mitzubringen: „Wir bitten von Fahnen und Transparenten abzusehen und die Solidarität (…) mit der Teilnahme auszudrücken“. Dass damit nicht die Fahnen der Volksrepublik China, Belgiens oder sonst eines Landes gemeint sind, weiß jeder. Das Verbot zielt in direkter Weise auf die Fahne des jüdischen Staates.

Darum noch einmal: Wer vorgibt, Antisemitismus bekämpfen zu wollen, aber nicht von der Bedrohung sprechen will, der Israel ausgesetzt ist, hat im besten Fall nichts verstanden. Viel wahrscheinlicher ist es jedoch, dass er selbst der gemäßigte Teil desselben antisemitischen Problems ist, mit dem Israel seit dem Morgen des 7. Oktober 2023 wieder konfrontiert ist – und das sich seither in einer noch stärkeren Bedrohungslage für sämtliche jüdische Einrichtungen in Deutschland, Europa und der Welt ausdrückt.

Um dem zumindest symbolisch etwas entgegenzusetzen, haben wir ein paar kleine Fähnchen mitgebracht, die gern geschwenkt werden können, wenn die Redner den Mord an Jana L. und Kevin S. sowie den versuchten Massenmord an 51 Synagogenbesuchern wieder pietätlos für ihr eignes politisches Programm instrumentalisieren. Um Tomaten und Eier kann sich jeder selbst kümmern.
 

Kampf dem Antisemitismus heißt auch: Solidarität mit Israel!
 

AG „No Tears for Krauts“ Halle
10/2023
 
 

Verharmlosung von Antisemitismus am Jahrestag der Reichsprogromnacht anlässlich des Anschlags von Halle

Kurzmitteilung

Meanwhile in Halle: Das Interdisziplinäre Zentrum für europäische Aufklärung und das Seminar für Judaistik/jüdische Studien der MLU beschäftigten sich in einem Vortrag mit dem »Missbrauch der Dialektik der Aufklärung« und dem »Antisemitismusvorwurf«. Dafür haben sie sich ein ganz besonderes Datum ausgewählt. Die Genossen von der AG Antifa skandalisieren diese Veranstaltung in einem offenen Brief.

 

Offener Brief an das Interdisziplinäre Zentrum für europäische Aufklärung (IZEA Uni Halle) und das Seminar für Judaistik/Jüdische Studien der Universität Halle

 
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Professor Dierken, sehr geehrter Herr Professor Fraisse, sehr geehrter Herr Professor Fulda,
 
am 82. Jahrestag der Reichspogromnacht, am 9. November 2020, organisieren Sie eine Online-Veranstaltung mit dem Soziologen Moshe Zuckermann. Der Vortrag trägt den Titel: „Antisemitismus-Vorwurf und die Apologie des Kapitalismus: Zum Missbrauch der Dialektik der Aufklärung“. Der in Israel umstrittene Zuckermann wird erklären, dass der Vorwurf des Antisemitismus nur der Legitimation der israelischen Politik diene und der zeitgenössische Antizionismus nichts mit Antisemitismus zu tun habe. Anders als gern von ihm behauptet, haben neuere Studien jedoch gezeigt, dass sich hinter dem Drang, den jüdischen Staat zu kritisieren, oft kaum mehr als das Bedürfnis verbirgt, wieder ungeniert gegen Juden hetzen zu können. Zuckermann wird deshalb in Deutschland überall dort zustimmend zitiert, wo es nicht um das Wohl der Palästinenser geht, sondern die Existenz des jüdischen Staates insgesamt als störend empfunden wird. Sowohl die nationalbolschewistische Tageszeitung „Junge Welt“ als auch der antisemitische Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen beziehen sich gern auf ihn.
Besonders geschichtsvergessen ist es, dass Sie die Veranstaltung am 9. November stattfinden lassen, dem Tag, an dem 1938 mehr als tausend Synagogen zerstört, achthundert Juden ermordet und Zehntausende in Konzentrationslager verschleppt wurden. Sie missbrauchen das Gedenken an die Reichspogromnacht damit für die Kritik der israelischen Politik, die laut Zuckermann hinter dem vermeintlich ungerechtfertigten Antisemitismus-Vorwurf stecke.
Wenn Sie die Veranstaltung darüber hinaus in eine Vortragsreihe über den „globalen Antisemitismus“ einbetten, die noch dazu mit einem Bild der zerschossenen Synagogen-Tür von Halle beworben wird, die im letzten Jahr über 50 Betenden das Leben rettete, entsteht sogar der Eindruck, Sie wollten den gegenwärtigen Antisemitismus verharmlosen. Oder glauben Sie wirklich, dass der Pogromnacht von 1938 angemessen gedacht wird, wenn nicht der Antisemitismus, sondern der „Antisemitismus-Vorwurf“ kritisiert wird? Und denken Sie tatsächlich, dass der „Antisemitismus-Vorwurf“ ein ähnliches Problem darstellt wie der globale Antisemitismus, den seit 1945 hunderte Juden mit dem Leben bezahlen mussten? Um es offen auszusprechen: Auch wenn es im Bewusstsein um die »Dialektik der Aufklärung« leider keine Überraschung ist, dass ein Zentrum für die Erforschung der europäischen Aufklärung und ein Seminar für Jüdische Studien eine solche Veranstaltung am Tag der Reichspogromnacht (und genau einen Monat nach dem einjährigen Jubiläum des Anschlags von Halle) in der Saalestadt stattfinden lassen wollen, ist das ein Skandal.
 
Mit freundlichen Grüßen,
AG Antifa im Studierendenrat der Universität Halle

 

Antisemitische Netzwerke zerschlagen – das Orientalische Institut dichtmachen!

Als »Initiative IfO dichtmachen« verteilten wir gestern anlässlich einer Veranstaltung des Orientalischen Instituts in Halle folgendes Flugblatt:

Antisemitische Netzwerke zerschlagen –
das Orientalische Institut dichtmachen!

Nicht weit von Schnellroda, in Halle an der Saale, treibt ein pseudowissenschaftliches Institut sein Unwesen: das Institut für Orientalistik der Martin-Luther-Universität Halle. Man hat sich längst daran gewöhnt, dass offizielle Amtsträger in Deutschland kein böses Wort über den Islam verlieren. Wenn es doch mal eine noch so hauchzarte Kritik an islamischen Zumutungen geben sollte, können sich Politiker und Medienmeute darauf verlassen, dass irgendwo ein „Islam-Experte“ um die Ecke kommt, der „wissenschaftlich fundiert“ jegliche Zurückweisung des Herrschaftsanspruches des Islam als islamfeindlichen Rassismus zu disqualifizieren versucht. Und genau dieser Aufgabe hat sich das Institut für Orientalistik angenommen. Weiterlesen

German Gedenken, revisited

Vortrag und Diskussion mit Jan Singer

Donnerstag, 27. Juni 2019, 19 Uhr
Melanchthonianum, Universitätsplatz

Halle (Saale)

1985 prägte Richard von Weizsäcker die Formel vom 8. Mai 1945 als dem Tag der Befreiung. Damit begann sich das, was heute Gedenkkultur heißt, als Staatsräson und als Identitätsfaktor im postnazistischen Deutschland zu etablieren: Es war seit der Kapitulation nicht mehr möglich gewesen, trotz Auschwitz guten Gewissens deutsch zu sein – nun lernte die Nation, es wegen Auschwitz wieder zu werden. 

 Die Histotainment-Shows eines Guido Knopp brachten Vernichtungskrieg und Todeslager in die Wohnstuben und ermöglichten den Nachkommen der Täter eine folgenlose Identifikation mit den Opfern; Kanzler Schröder erklärte den Widerstand gegen Neonazis zum Gebot des Anstands; und sein Außenminister Fischer legitimierte den Krieg gegen Jugoslawien mit dem kategorischen Imperativ, dass Auschwitz nie wieder geschehen dürfe. Noch vor wenigen Jahren schien es, als wäre die Beschwörung der Verbrechen von damals das probateste Mittel, die Deutschen von heute als ideologisches Kollektiv zu konstitutieren – nämlich als das einig Volk der Geläuterten. 
 

Doch die Vergangenheitsbewältigungs-Weltmeister sind müde geworden. Guido Knopps Sendungen sind aus dem Hauptprogramm verschwunden und versauern im Spartenkanal. Die Gedenkfeiern zum 8. Mai und zum 27. Januar sind in Betroffenheits-Routine erstarrt und scheinen selbst ihre Organisatoren zu langweilen. Und die Stimmen, die – wie einst Martin Walser – eine »Dauerpräsentation unserer Schande« beklagen, sind aus der rechten Ecke gekommen und erlangen Aufmerksamkeit.

Jan Singer zeichnet die Metamorphosen des »German Gedenkens« in den vergangenen Jahrzehnten nach und versucht, dessen Erscheinungsformen aus der jeweiligen historischen Konstellation zu erläutern. Bei allen Unterschieden macht er eine Gemeinsamkeit aus: Wenn Deutsche gedenken, geht es ihnen immer um sich selbst.


Eine Veranstaltung der AG Antifa

antifa​.uni​-halle​.de

 

Trutzburg Würzburg

Die Vergangenheitsbewältigung trägt in Würzburg derart anachronistische Züge, dass man zumindest in dem Punkt das Gefühl bekommt, die Berliner Republik sei an der Stadt spurlos vorbeigezogen. Kernstück des Würzburger Opfermythos ist die zentrale Gedenkveranstaltung für die Opfer der Bombardierung der Stadt durch die alliierten Luftstreitkräfte am 16. März 1945, die den Namen „Lichtergedenken“ trägt. Burschis, die andächtig ihre Mütze vom Kopf ziehen und schwarze Fahnen tragen, schweigen dort für 20 Minuten – so lange dauerte der alliierte Angriff – gerührt zum Glockengeläut, einträchtig neben Vertretern der katholischen Kirche und Ökobauern mit Teelichtern in der Hand. Da es in Würzburg niemanden gibt, der gegen das Trauerspiel Einspruch erhebt, entschied sich die AG No Tears For Krauts das Schweigen mit Flugblättern zu stören. Die Kritik kam erwartungsgemäß gut an. Unzählige Flugblätter wurden zerknüllt, zerrissen und verstimmt zurückgegeben. Der Dompfaffe („Das ist mein Platz! Habt ihr eine Genehmigung?“) drohte an, dass wir noch von ihm hören werden. Die Vertreter der NTFK waren übrigens nicht allein in Würzburg. Unterstützt wurden sie von amerikanischen Kampfjets.

[PDF] Ein Flugblatt der „Ag No Tears For Krauts“ gegen das Lichtergedenken.

Sehr geehrte Damen und Herren,

selbstverständlich sind auch Sie gute Würzburger. Darum haben Sie sich heute vor dem Dom eingefunden, um der Bombardierung Ihrer Stadt am 16. März 1945 zu gedenken. Das Wörtchen „erinnern“, das in mancher Ankündigung für die heutigen Gedenkveranstaltungen gebraucht wird, wäre an dieser Stelle das falsche Verb. In Würzburg muss niemand an die Bombennacht erinnert werden. Denn ohnehin entkommt keiner, der in diesem Kaff verbringt, Ihrem Opferkult. Auf Schritt und Tritt wird man auch jenseits des heutigen Tages vom Gedenken an die Bombardierung behelligt – egal ob im Fußballstadion, auf dem Hauptfriedhof, in der Kirche oder im Museum. Der 2011 neu eingerichtete Dokumentationsraum zur Bombardierung ist einer der wenigen Orte der Stadt, den man nach 20.00 Uhr noch besuchen kann, während sonst kein Laden mehr geöffnet hat. Das Gedenken ist hier gute Sitte und nichts bringt mehr Menschen auf die Straße, als das heutige Lichtergedenken – 15.000 waren es im vergangenen Jahr. Weiterlesen

Antifaschistische Hochschultage (Wintersemester 2012)

- eine Veranstaltungsreihe der AG Antifa -

Mittwoch 17. Oktober 19 Uhr
VL Ludwigstraße
»Neustadt Stau – Der Stand der Dinge«
Filmvorführung mit Einleitungsreferat von Johannes Alberti (Materialien zur Aufklärung und Kritik, Halle)

7. November 2012, 20 Uhr (ct)
Melanchthonianum, Universitätsplatz 8/9

Vergesst Auschwitz! Der deutsche Erinnerungswahn und die Endlösung der Israelfrage
Vortrag und Buchvorstellung mit Henryk. M. Broder

28. November 2012, 19 Uhr
Melanchthonianum, Universitätsplatz 8/9

Terror, Wahn, Gesellschaft. Der NSU, der Staat und die Verwandlung der Gesellschaft in ein Irrenhaus.
Vortrags- und Diskussionsveranstaltung mit Vertretern der AG Antifa
Weiterlesen