ANTIFASCHISTISCHE HOCHSCHULTAGE 2017

Diesen Sommer finden wieder die antifaschistischen Hochschultage statt.
Das Programm-Heft gibt es hier als PDF.

Weitere Informationen unter: antifa​.uni​-halle​.de
sowie facebook​.com/​a​g​a​n​t​i​f​a​s​c​h​i​s​mus

Popanz Neue Rechte – Die Sehnsucht nach dem Führer

1. Juni 2017, 19:00 Uhr
Melanchthonianum am Universitätsplatz

Seitdem die Neue Rechte in aller Munde ist, reisen Journalisten in die sachsen-anhaltische Provinz. Im Institut für Staatssicherheit glauben sie, die Denkfabrik der rechten Bewegung gefunden zu haben, in dem Ziegenhalter Götz Kubitschek ihren Führer.
Frank Kucharsky spricht über die Besuchsfahrten des deutschen Feuilletons nach Schnellroda.
Florian Pätzold erläutert, weshalb niemand Kubitschek lesen muss, um die Motive hinter Pegida, AFD und Co. zu verstehen.

 

Great Again – Antiamerikanismus im Zeitalter Donald Trumps
15. Juni 2017, 19:00 Uhr
Melanchthonianum am Universitätsplatz

Seine Wahl zum amerikanischen Präsidenten ist für die Deutschen die ersehnte Katastrophe. Für die Bundesbürger steht fest, dass mit Donald Trump wieder der Teufel das Weiße Haus bewohnt.
Uli Krug spricht über das Phänomen Trump und mögliche Konsequenzen für eine materialistische Gesellschaftskritik.
Magnus Klaue fragt nach Kontinuität und Wandel des deutschen Antiamerikanismus.

Der Linken alte Kleider – Zur Renaissance des Palituchs
28. Juni 2017, 19:00 Uhr
Reil 78

Regelmäßig entdeckt die linke Szene das Palituch wieder. Kein Wunder, wird es doch wie keine andere Klamotte mit einer nonkonformistischen Gesinnung assoziiert. Verstörend wirkt allerhöchstens, dass der symbolträchtige Zwirn sich auch bei Nazis großer Beliebtheit erfreut.
Mark Liber erläutert, weshalb das Revival des Palituchs vor allem von der fortschreitenden Regression der Linken kündet.

Ausführliche Ankündigungstexte:

15. Juni 2017, 19:00 Uhr
Melanchthonianum, Uni Halle

Great Again – Antiamerikanismus im Zeitalter Donald Trumps

Was erlauben sich die Amis, einen wie Trump zu wählen, was erlauben sich die Tommies, der EU den Rücken zu kehren? Die deutsche Öffentlichkeit jedenfalls, insbesondere die linke, ist seit gut einem Jahr dauerempört über den vermeintlichen moralischen Absturz der Westmäche des Zweiten Weltkriegs. Eine Empörung, die zugleich einen satten moralischen Mehrwert verspricht: Glauben doch mittlerweile nicht zuletzt jene, die sich selbst für deutschlandkritisch halten, dass das anständige Merkel-Deutschland, das inmitten des auf Austerität gepolten Europa von einer Exportbestmarke zur nächsten eilt, der wahre Hüter des Westens wäre, der aus der Geschichte lernte, dass Nation und Grenzen (und nicht der paranoide Antisemitismus) Auslöser des Zweiten Weltkriegs waren.

Dieser neue Antiamerikanismus erinnert fatal an die Methoden der »Wiedergutwerdung« (Eike Geisel) der Deutschen gegenüber den Juden. Auch sie wurden mit den Lehren aus der Geschichte konfrontiert, die die Täter von einst formulierten: Frieden mit jedem, gleich ob der einem an den Kragen will, und bloß sich nicht wehren gegen erklärte Feinde, sonst werde man selbst zum Täter wie einst Hitlerdeutschland. Hitlers potentieller Wiedergänger ist hier jeder, der dem Islam misstraut, der gegen die neue transnationale Produktionsordnung zu verstoßen versucht, der den abgehängten »Abschaum« (Hillary Clinton) überhaupt als potentielle Wähler anzusprechen versucht und nicht gleich in den Mülleimer der Geschichte zu stoßen beabsichtigt – und nicht zuletzt der, der Grenzen sichert, gerade jene Grenzen, die einen Raum möglichst angst- und gewaltfreien gesellschaftlichen Verkehrs sichern und definieren, also der, der nicht insgeheim den Ausnahmezustand herbeisehnt (wie die Deutschen es zwanghaft immer wieder tun).

Gegen diesen neuen Antiamerikanismus wenden sich die Überlegungen von Magnus Klaue und Uli Krug. Sie werden unter anderem die Frage aufwerfen, ob »America First« unter heutigen Bedingungen nicht etwas ganz anderes meint, als es die amerikanischen Rechten taten, die einst den Slogan aufbrachten, um eine Intervention gegen Hitlerdeutschland zu verhindern, oder ob der neue deutsche Antinationalismus im Kern nicht ebenso antiwestlich ist, wie es der alte Kulturnationalismus schon war.

Uli Krug spricht über das Phänomen Trump und mögliche Konsequenzen für eine materialistische Gesellschaftskritik.
Magnus Klaue fragt nach Kontinuität und Wandel des deutschen Antiamerikanismus. 

28. Juni 2017, 19:00 Uhr
Reilstraße 78, Halle

Der Linken alte Kleider – Zur Renaissance des Palituchs

„Dieses Tuch evoziert sofort die Frage: Antisemitismus oder Abwaschdienst in der autonomen WG?“ (Wiglaf Droste) Wechselnde Modeaccessoires gehören in der linken politischen Subkultur zum Alltag. Galt neben der obligatorischen Carhartt-Jeans noch vor zehn Jahren ein Tunnel im Ohr als Ausdruck nonkonformistischer Ästhetik, ist es heutzutage jener Turnbeutel, der einst auf dem Schulhof für mehr als nur Scham sorgte.

In beständiger Regelmäßigkeit taucht zudem immer wieder ein Tuch auf, das als Zeichen der Solidarität mit dem Kampf der unterdrückten Massen, vor allem aber mit dem gegen den Zionismus identifiziert wird. In den 1980er und 1990er Jahren schmissen es sich vor allem Hausbesetzer und Antiimperialisten um den Hals. Nach der Jahrtausendwende verschwand es dank der Intervention antifaschistischer Gruppen zunehmend von der Bildfläche. Sein Revival erfuhr das Tuch auf der anderen Seite des Antiimperialismus, bei den nationalen Sozialisten. Seitdem tragen die Kameraden ihren Faible für die antisemitischen Gewalttaten der Palästinenser auf beinahe jeder Demonstration mit sich herum.

Jetzt findet der Blutlappen auch wieder vermehrt in antirassistischen Kreisen Verwendung. Vornehmlich wird er getragen von selbsternannten PoCs oder anderen Anhängern des postmodernen Allerlei. Die Renaissance des Gesinnungstextils in diesen Kreisen ist kein Wunder. Es zeigt ästhetisch deutlich, wohin die wilde Reise gehen soll: Zurück zu einem Steinzeit-Antiimperialismus, der die letzten Werte des Universalismus hinter sich lässt und sich offen mit Vernichtungsantisemiten verbündet.

Mark Liber erläutert, weshalb das Revival des Palituchs vor allem von der fortschreitenden Regression der Linken kündet.