Selbstbestimmungsgesetz: Das Für und Wider. Vortrag und Diskussion mit Naida Pintul

Gerne verweisen wir auf eine Veranstaltung der Linksjugend Solid mit Naida Pintul, die nächste Woche am Mittwoch in Halle stattfinden wird:

Selbstbestimmungsgesetz: Das Für und Wider.
Vortrag und Diskussion mit Naida Pintul

Mittwoch, 9. März 2022, 19:00
Melanchthonianum, Universitätsplatz 9, Halle (Saale)
facebook: https://​fb​.me/​e​/​2​f​r​8​n​V​uCO

Das Selbstbestimmungsgesetz kommt! So hat es die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag festgehalten. Der Ersatz für das in seiner Ursprungsfassung grundgesetzwidrige und bis heute umstrittene Transsexuellengesetz soll einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel herbeiführen: Das rechtliche Geschlecht soll statt über ein aufwändiges Verfahren samt Gutachten, die in die intimsten Lebensbereiche der Betroffenen vordringen, durch die Selbstauskunft geändert werden können. Laut Bundesfamilienministerin soll das Vorhaben „schnell“ angepackt werden.
Die öffentliche Debatte hinkt diesem radikalen Anspruch allerdings hinterher: Einer Umfrage von YouGov zufolge sind lediglich 28 % der Befragten der Meinung, die Rechte von transgender Menschen seien in Deutschland nicht weit genug ausgebaut. 32 % halten sie für ausreichend, während je 20 % schon die bereits vorhandenen Rechte für zu weitgehend halten oder keine Meinung angegeben haben. Die queer- und liberalfeministischen Grundannahmen, die dem Gesetzesvorhaben zu Grunde liegen, sind kaum in der Öffentlichkeit, den Parteien und Fraktionen diskutiert worden. Noch weniger die namhafte radikalfeministische Kritik, die auf den Zugang zu Gleichstellungsmaßnahmen und Schutzräumen für Frauen abzielt, aber auch auf den Umgang mit schweren medizinischen Eingriffen im Rahmen geschlechtsangleichender Maßnahmen.
Währenddessen betreiben Teile der politischen Linken eine ebenso bedauerliche wie beeindruckende diskursive Arbeitsverweigerung. Diskussionen, bei denen sich nicht schon von vornherein alle einig sind, werden gemieden, als habe die eigene Position einen Gültigkeitsanspruch, der sich jeder Diskussion von vornherein entzieht. In Halle soll eine der ältesten antifaschistischen Strukturen der Stadt, der AK Antifa, für ihre Kritik an queerfeministischen Konzeptionen aufgelöst werden. Die entsprechenden Veranstaltungen wurden nicht etwa wie sonst üblich mit kritischen Wortbeiträgen und abweichenden Diskussionsbeiträgen, sondern mit Gegendemonstrationen belegt. Bei der Linksjugend Leipzig wurden KritikerInnen des Queerfeminismus faktisch aus der Gruppe ausgeschlossen. Schon innerhalb der eigenen Szene scheinen Teile der politischen Linken den Anspruch aufgegeben zu haben, noch irgendwen überzeugen zu wollen. Stattdessen wird allzu oft schlicht Gehorsam eingefordert – und, wo die Möglichkeit dazu besteht, den Uneinsichtigen auch mit Machtmitteln gedroht.
Weil wir trotzdem an einem Pluralismus festhalten, der sich nicht durch Zuruf aufkündigen lässt. Weil er weiterhin nötig ist, um durch kontroverse Debatte klüger zu werden, als wir Linken es ohnehin schon sind. Und weil es in Sachen Feminismus zweifellos noch viel zu diskutieren gibt, haben wir uns entschlossen, eine Podiumsdiskussion mit möglichst gegensätzlichen Standpunkten auszurichten: Leider konnten wir niemanden dafür gewinnen, die Argumente für das Selbstbestimmungsgesetz in die Diskussion einzubringen.
Deswegen werden wir um 19 Uhr im Melanchthonianum ein kurzes, kritisches Interview mit Naida Pintul mit anschließender Fishbowl-Diskussion zum Selbstbestimmungsgesetz führen. Das heißt: Wir wollen Menschen aus dem Publikum die Möglichkeit geben, für eine Zeit auf dem freien Stuhl auf dem Podium Platz zu nehmen, um mitzudiskutieren, Fragen zu stellen und Argumente auszutauschen.