10 Years After. 9/11 und die Folgen. Antifaschistische Hochschultage 2011.

Das Ende Israels? Israel und die palästinensische Staatsgründung.
Vortrag und Diskussion mit Stephan Grigat
Donnerstag, 13. Oktober, 19:00 Uhr
Melanchthonianum, Universitätsplatz Halle

Von New York bis Kairo. Amerika und seine Feinde.
Vorträge und Diskussion mit Bernd Volkert und Justus Wertmüller

Mittwoch, 26. Oktober, 19 Uhr
Melanchthonianum, Universitätsplatz Halle

Nothing Left to Lose. Die Linke nach 9/11.
Vortrag und Diskussion mit Magnus Klaue und Jan-Georg Gerber
Donnerstag, 10. November, 19:00 Uhr
Melanchthonianum, Universitätsplatz Halle

Koran und Kapital. Zum Stand der Islamkritik.
Podiumsdiskussion mit Thomas Maul, Niklaas Machunsky und einem Vertreter der Gruppe Morgenthau

Freitag, 18. November, 19:00 Uhr
Melanchthonianum, Universitätsplatz Halle

 

Als am 11. September 2001 zwei von Islamisten gesteuerte Passagierflugzeuge die Türme des World Trade Centers zum Einsturz brachten, hieß es in Politiker- und Fernsehkommentaren, dass von nun an nichts mehr so sei wie bisher. Die Bundesregierung stellte für den Krieg in Afghanistan einige Einheiten zur Verfügung; ein Teil der Linken ergriff auf Demonstrationen mit Amerika- und Israelflaggen Partei für den »War on Terror«; und es schien sich ein Problembewusstsein gegenüber dem Islam zu entwickeln. Bereits ein Jahr später rettete ein amerikafeindlicher Wahlkampf die Sozialdemokraten vor der Niederlage bei der Bundestagswahl, und 2003 demonstrierten die zahlreichen Friedensfreunde – von der PDS bis zu den Grünen und der SPD – gemeinsam mit Neonazis gegen den Irak-Krieg. Zehn Jahre nach den Anschlägen will von einer Solidarität mit den USA niemand mehr etwas wissen.
Als Ossama bin Laden Anfang Mai 2011 von amerikanischen Eliteeinheiten aufgespürt wurde, hielt die Aufmerksamkeit gerade bis zur nächsten Unwetterwarnung. Für Israel und Amerika scheinen sich jedoch die schlimmsten Befürchtungen bestätigt zu haben. Vor diesem Hintergrund soll sich im Rahmen der Antifaschistischen Hochschultage mit den Folgen des 11. Septembers und seiner Bedeutung für die Gesellschaftskritik auseinandergesetzt werden.


Donnerstag, 13. Oktober, 19:00 Uhr
Melanchthonianum, Universitätsplatz Halle

Das Ende Israels? Israel und die palästinensische Staatsgründung.

Vortrag und Diskussion mit Stephan Grigat.

Der einzige Staat, dessen Existenzzweck es ist, die Juden vor allen möglichen Zugriffen von Antisemiten zu schützen, hat bekanntermaßen viele Feinde. Doch nicht nur seine Nachbarn bzw. das Atomwaffenprogramm des Mullahregimes im Iran stellen eine permanente Gefahr für den jüdischen Staat dar, sondern eine weltweite Allianz, die mal in NGOs organisiert in der Form von »Hilfsflotillen« auftritt und sich mal in der UNO versammelt, delegitimiert beständig die Existenz Israels.
Im September 2011 kamen die Vereinten Nationen nun in eben jener Stadt zusammen, in der zehn Jahre zuvor der antisemitische Wahn im Massenmord an fast 3.000 Menschen im World Trade Center kulminierte, um unter tosendem Beifall der Delegierten den Antrag des PLO-Häuptlings Mahmud Abbas für einen Staat Palästina zu feiern. Gleichzeitig fand ebenfalls in New York die dritte Auflage der sogenannten Antirassismus-Konferenz der UNO statt, deren Premiere im südafrikanischen Durban wenige Tage vor den Anschlägen vom 11. September 2001 zum antisemitischen Spektakel geriet.
Kurzum: Den militanten Feinden Israels im Nahen Osten und überall wurde wieder einmal zu verstehen gegeben, dass die Weltgemeinschaft ihnen nicht nur keinesfalls in den Arm fallen wird, sondern ausdrücklich hinter ihnen steht.
Warum dieser globalen Allianz der Antisemiten nur eine bedingungslose Solidarität mit Israel entgegenzusetzen ist, wird Stephan Grigat in seinem Vortrag ausführen.

 

Mittwoch, 26. Oktober, 19 Uhr
Melanchthonianum, Universitätsplatz Halle

Von New York bis Kairo. Amerika und seine Feinde.
Vortrag und Diskussion mit Bernd Volkert und Justus Wertmüller.

Als im libyschen Bengasi anlässlich der NATO-Angriffe auf die Schergen Muhammar al-Gaddafis amerikanische Fahnen geschwenkt wurden, wirkte dies fast wie eine nachträgliche Bestätigung George W. Bushs und seiner Greater Middle East Initiative. Dabei ist es jedoch mehr als fraglich, was auf die Aufstände gegen arabische Despoten und deren Sturz folgen wird, ob es sich also um eine verspätete Folge der Befreiung des Irak und um eine freiheitliche Entwicklung handelt, oder ob die Unterdrückung des Individuums in den arabischen Ländern nur demokratisiert werden soll. Nicht zuletzt davon hängt es ab, ob diese Länder ein selbstverständlicher Teil der antiamerikanischen Internationale zwischen Teheran und Caracas bleiben, an deren Wahn auch die Präsidentschaft Barack Obamas nichts zu ändern vermochte. Eine Einschätzung der »Arabellion« und des antiamerikanischen Stand der Dinge in der Welt seit 9 / 11 werden Justus Wertmüller und Bernd Volkert in ihren Vorträgen abgeben.


Donnerstag, 10. November, 19:00 Uhr
Melanchthonianum, Universitätsplatz Halle

Nothing Left to Lose. Die Linke nach 9/11.

Vortrag und Diskussion mit Magnus Klaue und Jan-Georg Gerber

Nach dem 11. September 2001 kam es innerhalb der Linken zu eigenartigen Koalitionen: War es von den traditionellen Freun­den des antiimperialistischen Befreiungskampfes nicht anders zu erwarten, dass sie die Anschläge von New York begrüßten, verwunderte es auf den ersten Blick schon, dass auch poststrukturalistische Feministinnen, Queer- und Gender-Aktivisten plötzlich besonderes Verständnis für den Islam zeigten. Immerhin waren im Kontext der Attentate auch die repressiven Züge des Islam, der Verschleierungszwang, die Herrschaft der Scharia, Ehrenmorde usw. in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Freun­de Israels und des amerikanischen Engagements in Afghanistan und im Irak erhielten bei ihren Versuchen, die große antiameri kanische und israelfeindliche Einheitsfront – von Kanzler Schröder über die deutschen Anhänger Judith Butlers bis zur NPD – zu stören, die sich in dieser Zeit Geltung verschaffte, plötzlich Unterstützung von Bewegungslinken, die wenige Monate zuvor noch Neonaziaufmärsche verhindert und zu den Antiglobalisierungsprotesten nach Prag, Genua oder Kopenhagen mobilisiert hatten. Während die antideutschen Antifagruppen, die im Nachgang von 9/11 und im Zuge des Irakkrieges entstanden, inzwischen schon wieder Geschichte sind, ist sowohl der antiisraelische Furor der Mehrheitslinken als auch die Faszination, die der Islam auf poststrukturalistische Genderaktivisten ausübt, noch immer ungebrochen. Die Referenten werden einerseits ausführen, warum gerade Judith Butler und Co. eine solche Begeisterung für den Islam entfalten. Andererseits soll der Frage nach den Ursachen des schnellen Aufstiegs und des ebenso schnellen Verschwindens »antideutscher Bewegungspolitik« nachgegangen werden.

 

Freitag, 18. November, 19:00 Uhr
Melanchthonianum, Universitätsplatz Halle

Koran und Kapital. Zum Stand der Islamkritik.
Podiumsdiskussion mit Thomas Maul, Niklaas Machunsky und einem Vertreter der Gruppe Morgenthau

In den 1840er Jahren schrieben Marx und Engels, dass die Bourgeoisie, die von ihnen damals noch synonym mit dem Kapitalverhältnis gesetzt wurde, an jedem Ort der Welt für die Zerstörung der Traditionen, der Herrschaft der Religion sowie der Bindungen an Blut, Boden, Sippe und Scholle sorge. Ohne diesen Prozess zu verklären, wurde er von beiden doch als Voraussetzung der Herausbildung einer Gesellschaft begriffen, in der, wie es an gleicher Stelle heißt, die freie Entwicklung der Einzelnen zur Voraussetzung der freien Entwicklung aller geworden ist. Insbesondere (aber nicht nur) mit Blick auf die sogenannte islamische Welt, wo die Anschläge vom 11. September mit Freudenfeiern begrüßt wurden, stellt sich die Frage nach der traditionssprengenden Kraft des Weltmarktes neu. Wenn Marx und Engels recht hatten und das Kapital an jedem Ort der Welt für die Zertrümmerung des Althergebrachten sorgt, welcher Art sind dann die Zustände in weiten Teilen des Maghreb, des Nahen und Mittleren Ostens, wo man sich, mehr als hundert Jahre nach der Durchsetzung des Weltmarktes, scheinbar ungebrochen auf die Geltung von Tradition und Sippe beruft? Wenn sie Unrecht hatten, von welchen falschen Voraussetzungen gingen sie dann aus? Warum scheint sich insbesondere der historische Einflussbereich des Islam dem Prozess von Individuation und Säkularisierung zu entziehen?