Wasser marsch!

»Durst auf Heimat – Konfliktlinien in Israel und Palästina« war die Veranstaltung betitelt, welche der Friedenskreis Halle e.V. in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt am 15. Dezember 2011 in den Räumlichkeiten der Goldenen Rose ausrichtete. Das im folgenden dokumentierte Flugblatt wurde an die Veranstaltungsteilnehmer verteilt:

Flugblatt: Wasser marsch!

»Kaum jemand kennt sie nicht: Erschütternde Nachrichten
über die immer wieder eskalierenden Konflikte im
Nahen Osten.«

Mit diesem Satz hebt die Einladung zu einem Vortrag an, die auch Sie, verehrter Besucher, verehrte Besucherin, zur heutigen Veranstaltung gelockt hat. Welche eskalierenden Konflikte im Nahen Osten mögen gemeint sein, die kaum jemandem nicht bekannt sind und deren Kunde erschüttern lässt? Die mörderische Gewalt zwischen sunnitischen und schiitischen Gruppen im Irak? Die brutale Niederschlagung der iranischen Oppositionsbewegung? Die jüngsten Massaker der türkischen Armee in IrakischKurdistan? Der Krieg des Assad-Regimes gegen die syrischen Sunniten? Die monatelangen blutigen Kämpfe des Diktators Saleh gegen die Opposition im Jemen? Der gar nicht mehr so kalte Krieg zwischen Teheran und Riad?

Sie wissen es natürlich längst: Drehte sich die Veranstaltung um einen dieser Konflikte, Sie säßen heute zu Hause und ließen sich von Ihrem Fernseher statt von der »Friedensfachkraft« Fetlework Seifu unterhalten. Denn diese verspricht, was »Alarm für Cobra 11« nicht bieten kann: »Konfliktlinien in Israel und Palästina«, mithin Empörung und Gemeinschaftserlebnis.

»Durst auf Heimat« lautet der völkische Titel dieser Veranstaltung, der durchaus nicht nur den Heimatdurst der Palästinenser meint. Auch deutsche Friedensfreunde kennen das Schicksal, von der eigenen Scholle getrennt zu sein, weshalb sie gerne über Jenin, Ramallah und Chan Junis reden und Pilsen, Danzig und Breslau meinen. Als Hintergrund dieses Blut-und-Boden-Geraunes – die Veranstaltungsankündigung spricht vom »Kampf um Wasser und Land« – soll nun die Wasserverteilung in Israel respektive
den palästinensischen Autonomiegebieten herhalten.

Dabei kennen Sie, verehrter Besucher, verehrte Besucherin, als passionierte Israelkritiker selbstredend bereits die Fakten, die sich ungefähr zu diesem Sinnbild verdichten lassen: Der Israeli genießt in vergoldetem Swimmingpool das kühle Nass, während nebenan die Palästinenser verdursten. Diese Mär verbreitete vor ziemlich genau einem Jahr immerhin auch die NGO »amnesty international« in ihrem Bericht »troubled waters«. Zwar lag der jährliche Wasserverbrauch Israels 2007 mit 153m³ pro Einwohner in der Tat etwas über dem der Palästinenser mit durchschnittlich 105m³, doch relativieren sich diese Zahlen mit einem Blick auf die tatsächlichen Wasserverschwender der Region – jene, die kaum Süßwasser wiederaufbereiten – deutlich: Im selben Zeitraum verbrauchte ein Libanese 949m³, ein Syrer 861m³, ein Ägypter 732m³ und ein Jordanier immerhin noch 172m³. Die amerikanische Studie mit dem Titel »Water in the Middle East« aus dem Jahr 2006 kommt gar zu dem Ergebnis, dass die Wasserversorgung in der Westbank besser ist als in arabischen Hauptstädten wie Amman, Tunis oder Algier. Dass die Abwasserbehandlung in den palästinensischen Autonomiegebieten trotz massiver finanzieller Zuschüsse durch ausländische Geldgeber äußerst mangelhaft ist – damit einen Verstoß gegen die Beschlüsse der Osloverträge darstellt – und Wasserengpässe deshalb durch Israel ausgeglichen werden müssen, wird Sie sicher ebensowenig interessieren wie die Tatsache, dass der 2010 im Gazastreifen neu eröffnete »Crazy Water Park« nicht etwa wegen Wassermangels schließen musste, sondern aufgrund seiner Zerstörung durch die frommen Aktivisten der Hamas, die im Badespaß einen Verstoß gegen islamische Moral erblickten.

Friedensfachkraft Fetlework Seifu, die über »komplexe Ursachen der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und PalästinenserInnen« (wenn schon nicht palästinensischer, so bleibt den Israelis immerhin der Genderterror erspart) reden will, wird selbstverständlich drei Dinge ausklammern: den massiven Antisemitismus der palästinensischen Gemeinschaft, ihren islamischen Tugendterror sowie die Weigerung aller palästinensischen Politiker, den jüdischen Staat anzuerkennen. Diese antizionistische Friedenstümelei samt des völkischen Gemeinschaftsgefühls der Besucher und Veranstalter öffentlich zu denunzieren, ist Anliegen des heutigen Protestes.

Ag »no tears for krauts« Halle