CSD in Gaza!

Bei der CSD-Demonstration in Halle (07.09.2019) haben wir folgendes Flugblatt verteilt:

PDF Flugblatt: CSD in Gaza!

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer der heutigen CSD-Demonstration,

vielleicht waren einige von Euch schon letztes Jahr dabei, als überraschend viele, überwiegend jüngere Menschen in Halle für die Rechte der Homosexuellen auf die Straße gegangen sind. Vielleicht sind Euch dabei auch einzelne Israelfahnen aufgefallen. Und vielleicht habt Ihr Euch gefragt, warum die Fahnen des jüdischen Staats auf einer solchen Demonstration gezeigt wurden. Das war alles andere als ein Zufall. 

Euch ist sicher bekannt, dass Israel nicht nur die einzige Demokratie im Nahen Osten und das einzige Land in der Region ist, in dem Juden und Araber nebeneinander leben. Sondern Israel ist auch ein Ort, an dem die Menschen ihre Sexualität frei ausleben können. Die sexuelle Gleichberechtigung der Homosexuellen wird von breiten Teilen der Gesellschaft akzeptiert und ist auch auf politischer Ebene in Israel weitgehend Konsens. Wer schon einmal in Tel Aviv war, dem ist vielleicht aufgefallen, wie selbstverständlich Männer Händchen haltend durch die Stadt laufen. Ein paar Kilometer weiter südlich, in Gaza, ist so etwas unvorstellbar. Dort wird Homosexualität nicht nur gesellschaftlich geächtet, sondern steht unter Todesstrafe. In 37 Ländern auf der Welt ist Homosexualität verboten – in sieben Ländern wird man für dieses »Vergehen« sogar staatsoffiziell ermordet. All diese sieben Länder haben eines gemeinsam: In ihnen ist der Islam Staatsideologie. Auch die anderen 30 Staaten, in denen für gleichgeschlechtliche Liebe Gewalt oder Gefängnis drohen, stehen mehrheitlich unter dem Einfluss der Religion des Propheten. Nicht nur anhand dieser Zahlen wird deutlich, dass nicht unbedingt der typische AfD-Wähler oder andere »Rechtspopulisten« die größte Bedrohung für die Freiheit von Homosexuellen sind – so unappetitlich sie mitunter auch sein mögen. Vielmehr sind es Moslems, die ihre rigiden Moralvorstellungen gewaltsam durchsetzen wollen. Und das ist nicht nur in islamisch geprägten Staaten ein Problem, sondern überall dort, wo Moslems den Kampf um die Straßenhoheit betreiben.

In der Bundesrepublik ist Homosexualität zwar nicht mehr strafbar. Sie wird auch nicht mehr als Krankheit diffamiert. Dennoch sollte man sich in manchen Gegenden Deutschlands aus Sicherheitsgründen besser nicht offen als Schwuler zu erkennen geben. Allein in Berlin hat das Anti-Gewalt-Projekt Maneo für das Jahr 2018 einen Anstieg homophober Gewalt um 58 Fälle auf 382 Übergriffe festgestellt. Die übergroße Mehrheit der Täter sind junge Männer, die aus islamischen Ländern stammen bzw. die sich in Deutschland in islamischen Milieus bewegen. Das heißt, die Gefahr für einen homophoben Angriff ist in Berlin-Neukölln um ein vielfaches höher als in Hohenschönhausen oder im Prenzlauer Berg. Statistisch gesehen gibt es also einen Übergriff pro Tag – allein in Berlin. In anderen europäischen Großstädten mit großen islamischen Communities wie in Paris, Brüssel, Malmö oder London gibt es ähnliche Entwicklungen.

In manchen Teilen Südost- und Osteuropas gibt es ebenfalls viele schwulenfeindliche Übergriffe (Angriffe auf Lesben sind übrigens deutlich seltener) – vor allem dort, wo besonders rückständige Kirchen großen Einfluss auf den Alltag haben (wie etwa in Russland). Aber immerhin können in den meisten dieser Staaten CSD-Paraden stattfinden, wenn auch zum Teil nur unter Polizeischutz. Der Hass auf Homosexuelle ist aber im Islam bzw. in islamischen Communities viel zentraler als in Osteuropa und potenziell immer gewalttätig.

Ob nun dort, wo Moslems die Mehrheit stellen (wie in Gaza), oder dort, wo sie aufgrund mangelnder Masse als »lone wolves« agieren – wie zum Beispiel der Anschlag vor zwei Jahren auf einen LGBT-Nachtclub in Orlando mit 49 Ermordeten zeigt: Moslems sind mit Abstand die größte Gefahr für die sexuelle Freiheit. Und nicht nur das: Schwulenhass ist mit dem Hass auf allgemeine sexuelle Freizügigkeit und auf das individuelle Glück sowie mit dem Hass auf die Juden bzw. deren Staat auf das engste verwoben. Israel verkörpert nicht nur für islamische Antisemiten die westliche Moderne und wird in deren Wahrnehmung mit Homosexualität, Individualität und Kosmopolitismus verknüpft – Werte also, von denen sich Zwangskollektive wie islamische Gemeinschaften bedroht sehen. Gerade im Islam, wo es rigide Verhaltensregeln gibt, wo Frauen verschleiert auftreten müssen, um die Triebe des Mannes nicht anzufachen, wo jede sexuelle Regung gegängelt und reglementiert wird, schaut man neidisch auf Gesellschaftsformen, in denen der einzelne selbstbestimmt seine Sexualität im Diesseits gestalten kann. Vor allem von Juden und ihrem Staat fühlen sich viele Moslems in ihrer verklemmten islamisierten Sexualität bedroht, wodurch sich der Hass auf Juden ins Unermessliche steigert. Diese Abspaltung eigener Triebe, nichteingestandener Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse und ihre projektive Verschiebung auf die Juden kennzeichnet jede Form des Antisemitismus. Die Triebdynamik des Schwulenhasses funktioniert ähnlich.

Nicht nur aufgrund der LGBT-Freundlichkeit Israels hat also die Fahne des jüdischen Staates hier auf der Demonstration ihre Berechtigung. Sondern auch, weil Juden und Homosexuelle den gleichen Zumutungen durch die gleichen menschenfeindlichen Ideologen ausgesetzt sind. Und damit meinen wir eben nicht ganz allgemein »religiösen Fanatismus«, wie im Aufruf zur heutigen Demo zu lesen ist, sondern den Islam als Rechtfertigungsmuster für die meisten antisemitischen und homophoben Übergriffe weltweit.

Erst wenn die Macht des Islams gebrochen ist, erst wenn friedliche, entspannte und laszive Gay Prides in Gaza-City, Grosny oder Teheran stattfinden können; erst, wenn es völlig selbstverständlich ist, dass auch in islamisch geprägten Vierteln Europas der eine oder die andere offen homosexuell leben kann, ist jene Freiheit erreicht, von der die Aktivisten des Stonewall-Aufstands vor 50 Jahren träumten. Da dies zeitnah wohl nicht passieren wird, ist das Bekenntnis zu Israel gleichbedeutend mit einem Bekenntnis zu individueller Freiheit – und damit eine Zurückweisung des Antisemitismus und des Schwulenhasses.

AG »No Tears for Krauts«
Halle, September 2019