Critical Networking

Ein paar Worte zur Konferenz »Eine Erinnerung an die Zukunft«, die vom 29.11.–01.12.2013 in Berlin stattfand.

[Das Flugblatt als PDF]

Mit der „Zukunft“, von der im Titel dieser Konferenz gesprochen wird, ist weniger die Zukunft der Kritischen Theorie als die der Kritischen Theoretiker gemeint.

Konzeptpapiere sind oft aussagekräftiger als die Dinge, die auf sie folgen. Das gilt zumindest für diese Konferenz. Der Einladungstext, der es nach unzähligen Diskussionen und Versuchen, es allen recht zu machen, auf die Homepage der Konferenz geschafft hat, ist so aussagefrei, dass man sich fast schämen muss, als Kritischer Theoretiker bezeichnet zu werden. Wenn das die Kritische Theorie sein soll, sagte der kritische Geist, gehe ich lieber Richard David Precht lesen. Während Adorno und Horkheimer allen Unkenrufen zum Trotz eine klare und deutliche Sprache benutzten – das immer wieder als „kompliziert“ und „abgehoben“ Geschmähte ihrer Texte war dem Bemühen um Präzision geschuldet – , findet sich hier nichts als langweiliger Jargon: eine Mischung aus Opa-Sprache („zeitigt“), Angeber-Vokabular, Halbwissen und jener gehobenen Legasthenie, von der die Graduiertenkollegs, Postdoc-Zirkel und Redaktionen heutzutage beherrscht werden. Da soll Resistenz „korrigiert“ werden, „Unmöglichkeiten“ weiten sich aus, und die Individuen flüchten „im Schwinden“ irgendwohin. Diese Clownerie setzt sich auch im Titel fort, den man beim ersten Buch des Ufologen Erich von Dänicken, „Erinnerungen an die Zukunft“ von 1968, geklaut hat.

Ähnlicher Stuss wie im Ankündigungstext findet sich zwar auch im Konzeptpapier und in der vorläufigen Referentenliste, die vor einigen Monaten an potentielle Teilnehmer verschickt wurden und schließlich den Weg in die unendlichen Weiten des Internets fanden. Im Unterschied zum vollkommen nichtssagenden Ankündigungstext liegen die Motive dieser Konferenz dort jedoch wenigstens halbwegs offen zutage.

 Die Zukunft der Kritischen Theorie oder …

Anders als gern von Soziologieprüflingen erklärt, bestand das „Ziel“ der Kritischen Theorie nicht in der Verbindung von Marxismus und Psychoanalyse, sondern, ebenso wie es bei Marxens Kritik der politischen Ökonomie der Fall war, in der Abschaffung ihres Gegenstandes. Die Kritische Theorie zielt insofern darauf, sich selbst überflüssig zu machen. Ihr geht es darum, eine Gesellschaft zu schaffen, in der es nicht mehr nötig ist, sich durch die grauen S.-Fischer-Bände, die blauen Schinken aus dem Dietz-Verlag und die blaugrauen Wälzer der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft zu quälen, um sie zu verstehen. Soll heißen: Die Kritische Theorie muss sich keine Sorgen um ihre Zukunft machen. Solange die Welt falsch eingerichtet ist, es ein Potential von Unzufriedenheit und vor allem: eine Sehnsucht nach einem besseren Zustand gibt, wird es auch Versuche geben, die gesellschaftlichen Verhältnisse auf den notwendig kritischen Begriff zu bringen. Weder das Potential noch die Sehnsucht ist zwar besonders groß. Ob daraus jemals mehr als eine Reihe kleiner Zirkel entsteht, steht in den Sternen. Aber so klein, wie gelegentlich getan wird, sind sie auch wieder nicht. Gerade in Amerika steht selbst der Kommunitarismus, diese transatlantische Reinkarnation der Tönnies-Schule, nicht allein für Gemeinschaftskult und Kollektivismus, sondern auch für eine gewisse freundliche Verbundenheit der Menschen. Auch die unzumutbaren Glücks-Ratgeber, die einen in den Bahnhofsbuchhandlungen bedrohen, stehen keinesfalls für ein revolutionäres Potential. Aber sie verweisen, wie verquer auch immer, auf eine Sehnsucht der Menschen, ihr Glück zu finden. Die gern zitierte These vom „totalen Verblendungszusammenhang“ basierte bei Adorno und Horkheimer zwar stets auf einer gewissen Furcht. Sie diente jedoch nicht zuletzt dem Zweck, die Menschen vor den gesellschaftlichen Entwicklungen erschrecken zu lassen und sie dazu zu bewegen, aus Empörung über die eigene Statistenrolle doch noch im besten Sinn geschichtsmächtig zu werden. Aller Skepsis zum Trotz werden die Menschen, mit anderen Worten, noch als ansprechbar begriffen.

… die Zukunft der Kritischen Theoretiker

Während sich die Kritische Theorie insofern allenfalls bedingt Gedanken über ihre Zukunft machen muss, sind die Kritischen Theoretiker dazu gezwungen. Mit der „Zukunft“, an die laut Konferenztitel „erinnert“ werden soll, ist dann auch vor allem die Lebens- und Berufsplanung der jüngsten Generation von Adorno-Adepten und Horkheimer-Kopisten gemeint. Dafür spricht zumindest das aufdringliche Lamento des Konferenzkonzepts, dass am angestrebten Arbeitsplatz der Organisatoren, der Uni, kein Platz mehr für das einzige ist, was sie zumindest halbwegs können: das Reden über die Kritische Theorie. So erinnert die Konferenz nicht umsonst an die aufgeblasene Variante des Vernetzungstreffens, das im Februar in Lüneburg stattfand. Dort konnten kritisch-theoretische Nachwuchswissenschaftler mit akademischen Ambitionen mit ihren Konkurrenten über ihre langweiligen Qualifikationsschriften, Antragstellungen und Zukunftsplanungen unterhalten. Die Vernetzung mit den wenigen akademisch arrivierten Adorno-Schülern musste seinerzeit mangels Teilnahme verschoben werden: Von den halbwegs bekannten Kritischen Theoretikern waren lediglich Christoph Türcke und Gerhard Schweppenhäuser angereist. Die ursprüngliche Einladungsliste der Konferenz signalisiert, dass dieses Networking in den Räumen der Humboldt-Universität nachgeholt werden sollte. So gibt es keinen namhaften kritischen Theoretiker mit Professorentitel, den die Organisatoren nicht einladen wollten. Neben Detlev Claussen, Gunzelin Schmidt-Noerr, Gerhard Stapelfeld und Helmut Dahmer, die hier auftreten, standen auch noch Christoph Türcke, Alex Demirovic, Regina Becker-Schmidt und Rolf Tiedemann auf dem Wunschzettel. Für die vermeintlichen Frauenthemen hatte man eine Reihe von Feministinnen – selbstverständlich ebenfalls mit Professorentitel – eingeladen. Zahlreiche Kritiker ohne institutionelle akademische Anbindung (Joachim Bruhn, Gerhard Scheit) scheinen erst auf die Referentenliste gerückt zu sein, als die Inhaberinnen und Inhaber eines Lehrstuhls abgesagt hatten.

So drängt sich der Eindruck geradezu auf, dass die Konferenz – neben dem Erwerb organisatorischer Skills, die sich gut im CV verwursten lassen – vor allem dem Zweck dient, dass die Organisatoren und ihr Klüngel im Vorfeld und beim gemeinsamen Abendessen in einen engeren Kontakt mit den Damen und Herren Professoren treten können, der sonst nicht so ohne weiteres möglich ist. Dafür spricht auch das Format des Ko-Referats. Stapelfeld, Schmidt-Noerr und Dahmer haben die Kommentierung ihrer Ausführungen durch Nachwuchswissenschaftler nicht nötig; der Doktorandenstadl, der mit den Ko-Referaten beauftragt wurde, hingegen schon: Wann hat man schon mal eine solche Gelegenheit zum Networking wie bei der gemeinsamen Vortrags-Vorbesprechung und ‑Nachbereitung mit potentiellen Gutachtern und Autoren von Empfehlungsschreiben? Die Organisatoren waren sich schließlich nicht einmal zu blöd, potentielle Referenten mit dem Hinweis ködern zu wollen, dass die Herausgabe eines Sammelbandes geplant ist und bei Teilnahme insofern die Möglichkeit besteht, die eigene Publikationsliste – das Herzstück jeder akademischen Vita – zu erweitern.

Diskurs, Diskurs

Um trotz allem dem Eindruck des akademischen Ranschmeißertums entgegenzutreten, versuchten die Organisatoren zugleich, der Konferenz einen politischen Anstrich zu verpassen. In einer Art Übersprungshandlung griffen sie dabei auf die dümmsten linken Traditionen zurück: Wie beim Autonomiekongress 1995 in Berlin, als sich die autonome Szene zum letzten Mal zum kollektiven Meet & Greet zusammenfand, gibt es „offene Räume“ zum Selbstgestalten, in die man sich im Stil einer Selbsthilfegruppe zurückziehen kann. Weil man einen Künstler im Bekanntenkreis hat und auch Adorno „irgendwas mit Kunst“ (oder Medien) gemacht hat, werden Performances und Kunstinstallationen gezeigt, die nach den Maßstäben der Kritischen Theorie nur als Schrott bezeichnet werden können.

Welche Rolle der nicht-akademischen Kritik zukommen soll, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass für diejenigen, die sich der Kritischen Theorie jenseits von Lehrveranstaltungen und akademischen Qualifikationsschriften verpflichtet fühlen, vor allem die Podiumsveranstaltungen vorgesehen sind, bei denen sie zu viert oder zu fünft zusammengepfercht sind. Dort ist allenfalls Zeit für Kurzstatements und parolenhafte Verkürzungen. Aber an den Inhalten sind die Organisatoren bei diesen Podien ohnehin nicht interessiert. Bei ihrer Zusammensetzung ging es, wie eine von ihnen  kürzlich in einem Interview für Radio Corax (Halle) erklärte, vor allem darum, sie „kontrovers“ zu gestalten. Wem an Wahrheit und Erkenntnis gelegen ist, der wird manchmal kontrovers diskutieren; wem es hingegen darum geht, etwas möglichst kontrovers zu machen, dem sind letztlich auch Wahrheit und Erkenntnis egal. So werden die Organisatoren vom „Diskurs“, von dem sie sich im gleichen Interview manieriert zu distanzieren versuchen, eingeholt.

 Lob der Universität

Um nicht falsch verstanden zu werden: Selbstverständlich ist ein Unterkommen an der Uni jedem zu wünschen, der es sich selbst wünscht. Untalentierten Studenten etwas über die Kritische Theorie, die Spezialisierungstendenzen gewisser Insektenarten oder eine korrekte Zitierweise zu erzählen, ist immer noch besser als in der Werbeagentur arbeiten zu müssen oder als Scheidungsanwalt unterwegs zu sein. Gelegentlich bietet die Akademie auch noch die Möglichkeit, eigene Interessen zu verfolgen, ein vernünftiges Buch zu schreiben und interessierte Studenten zum Nachdenken anzuregen. Auch das „Networking“ ist eine ebenso unangenehme wie notwendige Begleiterscheinung der Tätigkeit im Unibetrieb, auf die jeder angewiesen ist, der seine physische Reproduktion nicht der Bundesagentur für Arbeit überlassen will. Und selbstverständlich spricht auch nur wenig dagegen, aus dem eigenen Politengagement Kapital zu schlagen: Warum sollte man aus den nervtötenden Stunden beim Gruppentreffen und der unbezahlten Mehrarbeit beim Flugblattschreiben nicht auch einmal einen persönlichen Vorteil ziehen, wenn es denn möglich ist? Korrumpierend wird das Ganze jedoch, wenn aus der nicht-intendierten Folge das Ziel der Polit-Aktivitäten wird: dann nämlich, wenn das nackte Eigeninteresse an der Aneignung von Fähigkeiten und Kenntnissen, die im Unibetrieb derzeit nicht vermittelt werden und im späteren Beruf von Nutzen sein können, durch den Verweis auf höhere Dinge – das Ende des Leidens, des Sterbens und des Hungers in der Welt – kaschiert wird. (Nebenbei: Marx benutzte hierfür den Begriff der „deutschen Ideologie“.)

No Future!

Bei allen Ranwanzversuchen an den akademischen Betrieb wird jedoch übersehen, dass die angenehmen Seiten der universitären Arbeit seit der Einführung von Exzellenzclustern, Bachelor- und Masterstudiengängen im Verschwinden begriffen sind. Vor allem aber wird ignoriert, dass sowohl Adorno und Horkheimer als auch Claussen, Schmidt-Noerr usw. ihren Ruf auf einen Lehrstuhl nicht allein ihren Fähigkeiten, sondern mehr noch einer historisch je einmaligen Situation zu verdanken hatten. Mit der Berufung Adornos und Horkheimers versuchten die fortschrittlicheren Kreise in Hessen zum einen ein Gegengewicht gegen die zahllosen Naziakademiker zu schaffen, die ihren Lehrstuhl nach 1945 behalten durften. Zum anderen sollte das schlechte Gewissen gegenüber denjenigen, die ins Exil getrieben worden waren, abgetragen werden. Dem verdienten Glück Adornos, Horkheimers und einiger weniger anderer stand dementsprechend das unverdiente Pech hunderter emigrierter Wissenschaftler gegenüber, die nie wieder an einer Universität Anstellung fanden und nicht nach Europa zurückkehren konnten. Detlev Claussen et al. haben ihre akademische Karriere hingegen nicht zuletzt jener längst vergangenen Marx‑, Adorno- und Marcuse-Welle zu verdanken, von der die Universitäten in Folge von „1968“ weniger überrollt als überschwappt wurden. Denn so groß, wie es zeitweise mit Blick auf die 60er und 70er Jahre suggeriert wird, war der Einfluss der Kritischen Theorie an den Universitäten nie. Das zeigt sich nicht nur daran, dass auch von den zahlreichen Schülern Adornos und Horkheimers nur der kleinste Teil ein Auskommen an einer Hochschule fand, sondern zugleich an der akademischen Reputation der wenigen, die es geschafft haben. Denn auch wenn ihre Bekanntschaft in antideutschen oder postantideutschen Kreisen heiß begehrt ist, ist der Glaube, dass der Kontakt zu ihnen den eigenen Marktwert im Wissenschaftsbusiness enorm steigern könnte, doch eine Fehlwahrnehmung. Ihre Gutachten und Empfehlungsschreiben sind im Fördermittelbetrieb leider nicht besonders viel wert. Da sie sich mit ihrem weitgehenden Festhalten an der Kritischen Theorie als zu wenig stromlinienförmig erwiesen, wurden die prestigeträchtigen Stellen bereits in den 70er Jahren an ihnen vorbei vergeben; die Mehrheit von ihnen kam irgendwo in der Provinz oder an Fachhochschulen unter. Die begehrten Posten erhielten auch damals schon diejenigen, die sich den jeweils aktuellsten Modewellen anpassten und ihren Opportunismus als Nonkonformismus ausgaben.

Diese Anpassungsleistung steht auch jenen kritischen Jungtheoretikern bevor, die mit ihrer Theorieproduktion, die ohnehin zumeist eine Mischung aus Exegese und Nachplappern ist, akademische Ambitionen haben. So ist selbst die Zeit, in der man mit Kritischer Theorie eine Festanstellung an einer Provinz-FH ergattern konnte, vorbei. Die „Frankfurter Schule“ gilt längst als veraltet und, wie es im Jargon der einschlägigen Fördermittelgeber heißt, „überforscht“. Bei Dissertationen legen die politischen und wissenschaftlichen Stiftungen, auf deren Schultern fast das gesamte Promovendensystem der Republik ruht, noch eine gewisse Toleranz an den Tag. Spätestens nach der Promotion wird es allerdings eng. Die Professoren Claussen, Dahmer, Türcke usw. sind entweder schon emeritiert oder werden es bald sein. Die verlassenen Lehrstühle wurden größtenteils mit jung-dynamischen Entertainment-Professoren besetzt, die nicht in der Tradition der Kritischen Theorie stehen, sondern sich auf jene Kollegen berufen, die im Semesterrhythmus Förderantragssprache in Buchform pressen. Bleiben die Professoren Müller, Meier und Schulze. Von denen hat zwar noch nie jemand etwas gehört; aber jeder weiß, dass sie durch und durch staatstragend sind. Hier müssen Geisteswissenschaftler das tun, wofür sie da sind: Ideologie produzieren. Sie müssen Studenten wider besseres Wissen von den Vorzügen des Poststrukturalismus erzählen oder untersuchen, wie Administrationen effektiver gestaltet werden können. Das ist nicht schön, aber schließlich muss jeder von irgendetwas leben. Das Dumme ist nur: Die Professoren Müller, Meier und Schulze brauchen keine 400, sondern maximal zwei wissenschaftliche Mitarbeiter. Und auch die Stiftungen (DFG und Co. KG), die inzwischen auch den Großteil der Postdoc-Förderung übernommen haben, orientieren sich mit ihren sogenannten Förderrichtlinien meist streng an den akademischen Modewellen. Zudem können sie sich spätestens seit der Einschrumpfung des akademischen Mittelbaus kaum noch vor Förderanträgen retten. Soll heißen: Wer nur ein funktionales Verhältnis zum Unibetrieb hat, wer also nicht glaubhaft versichern kann, dass er SPSS, die Systemtheorie, die Gender Studies oder das politische System der Bundesrepublik für Gottesgeschenke an die Menschheit hält, hat bei der Balgerei um die wenigen Stellen, Stipendien und Fördermittel schlechte Karten. So verwandelt sich die Kritische Theorie dort, wo sie berufsmäßig im akademischen Rahmen betrieben wird, schon aus Gründen des Selbsterhalts in die Theorie des kommunikativen Handelns oder die Anerkennungstheorie.

Alles wird gut!

Diesen Weg haben auch die Organisatoren dieser Konferenz vor sich. Das haben sie sowohl mit ihrem Ankündigungstext gezeigt, in dem sie die Kritische Theorie auf ein paar Leerformeln heruntergebrochen haben, als auch mit ihrer Bereitschaft, einige der Prinzipien der Theorie schon zu einem Zeitpunkt zu entsorgen, zu dem es noch um überhaupt nichts geht. So haben sie nicht nur eine Veranstaltung ins Programm genommen, in der die „Dialektik der Aufklärung“ aufs Dümmste mit dem poststrukturalistischen Quark der Queer-Theorie zusammengerührt wird. Passend dazu haben sie auch zugelassen, dass für diese Veranstaltung die Geschlechter-Separation wieder eingeführt wird. Als wäre einer der zentralen Bezugspunkte Adornos und Horkheimers nicht der Gedanke der einen Menschheit gewesen, ist der „offene Raum“, in dem am Samstag mit einer gewissen Tina über „kritische Männlichkeitsanalyse“ meditiert werden kann, laut Programm ausschließlich für „Frauen, Lesben, Trans* und Inter*“ offen. Männer, ob heterosexuell oder homosexuell, vegetarisch oder asthmatisch, müssen draußen bleiben. Das biologische Geschlecht, das den Menschen qua Natur zufällt, wird zum Ausschlusskriterium. (Nebenbei: Warum sie glauben, dass Transgender-Leute bei den Frauen besser als bei den Männern aufgehoben sind, müssen uns Tina und die Organisatoren bei Gelegenheit auch noch mal erklären: Weil Frauen irgendwie sensibler sind? Weil Transgender-Leute mehr Frau als Mann sind?) Wie dem auch sei: Die Sorge der Organisatoren um die eigene Zukunft im Unibetrieb ist jedenfalls unbegründet. Zwar müssen sie noch lernen, dass man vorläufige Referentenlisten und Programme von Konferenzen nicht einfach streut wie Hellmuth Karasek seine Manuskripte. Für Leute, die die obligatorische Schaumschlägersprache beherrschen, bereit sind, ihre Prinzipien bei erstbester Gelegenheit über den Haufen zu werfen, und die vor allem die Kunst beherrschen, das – leider oft notwendige – Ranschmeißen an Betreuer, Gutachter und akademische Konventionen als Dienst an einer höheren Sache auszugeben: für solche Leute wird der Universitätsbetrieb immer Verwendung haben.

Viel Erfolg auf dem weiteren Weg – wünscht der: AK kritische Berufsberatung der AG „No Tears for Krauts“

11/2013