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Gegen die Manifestation des Wahnsinns! Februar 2006
Flugblatt der [ag no tears for krauts halle] anläßlich der Demonstration "antifaschistischer Gruppen" am Samstag, den 04. Februar in Halle
   

Gegen die Manifestation des Wahnsinns!

Warum das „Antifaschistische Jugendbündnis Halle“ nicht antifaschistisch ist

Am heutigen Samstag, den 04. Februar veranstaltet das so genannte „Antifaschistische Jugendbündnis Halle“ eine Demonstration „gegen die Existenz des braunen Ungeistes und dessen Ursachen“ . Dieses Bündnis setzt sich zusammen aus Jugendgruppen der Gewerkschaften, DKP, FAU, ATTAC, anderen linken Gruppen und Einzelpersonen. Lange Zeit war das Einzige, was Außenstehende über diesen unheimlichen Aufmarsch in Erfahrung bringen konnten, die großspurige Ansage, dass an diesem Tage keine Nationalfahnen geduldet würden. Welche Fahnen gemeint waren, dürfte niemand missverstehen.

Diese Demonstration, die nicht nur auf Grund des Jahrestages der Machtübergabe an die Nationalsozialisten stattfindet, sondern sich auch auf die Befreiung Auschwitz’ durch die Rote Armee bezieht, soll also nicht durch die Fahnen des Staates der Opfer der Shoa, also Israel gestört werden. Wenn nun das Bündnis „Zum Gedenken an die Opfer des Faschismus“ aufruft, spricht hieraus eine gewisse Nekrophilie, da die Solidarität offensichtlich nur den toten Juden gilt – sofern mit Opfern nicht gänzlich das deutsche Proletariat gemeint ist, was dem Bündnis durchaus zuzutrauen wäre. Die überlebenden Juden, die sich mit ihrem Staat Israel und seiner Armee die Möglichkeit schufen, sich bei Vernichtungsgelüsten von Islamisten und anderen Antisemiten nicht auf gut meinende linke ‚Antifaschisten’ verlassen zu müssen, sondern auf die eigene Schlagkraft, sind von der Solidarität ausgeschlossen. Diese Israelfeindschaft, die sich hier eher darin ausdrückt, dass Einzelne aus dem Bündnis mit ihren Ressentiments rausplatzen, ist jedoch kaum ein Wunder. In dem aus DDR-Schulbüchern stammenden Geschichtsbild der Veranstalter der Demonstration erscheinen die zur Volksgemeinschaft homogenisierten Deutschen nicht als diejenigen, die nach dem Führer riefen und nachdem der Karren in den Dreck gefahren wurde, nichts mehr von ihm wissen wollten. Von der Rolle der gewöhnlichen Deutschen, als „Hitlers willige Vollstrecker“ (Goldhagen) bei den Massenmorden schweigt das Bündnis. Einzig das, was hier als „Monopolkapital“ bezeichnet wird, habe Hitler zur Macht verholfen, nicht etwa die Millionen von Deutschen, die ihn wählten oder ihn später auch nur passiv unterstützten. So verkommt der Nationalsozialismus in diesem Verständnis zur „diktatorischen Herrschaft der chauvinistischsten, reaktionärsten, aggressivsten Teile des Monopolkapitals“. Ganz in Dimitroff´scher Diktion, nach der das Kapital hinter dem Faschismus stünde und nicht etwa Millionen von deutschen Arbeitern undAngestellten, wird der Antisemitismus der Deutschen unter den Tisch gekehrt. Überhaupt kommt dieser Aufruf, der wohlgemerkt die Machtübergabe an Hitler und die Befreiung von Auschwitz zum Thema hat, gänzlich ohne die Worte ‚Antisemitismus’ und ‚Nationalsozialismus’ aus. Stattdessen wird konsequent von ‚Faschismus’ gesprochen, als gäbe es keine Unterschiede zwischen dem deutschen Faschismus und dem italienischen; so eine Kleinigkeit wie sechs Millionen ermordete Juden fällt bei den Freunden einfacher Welterklärungsideologien kaum ins Gewicht. Durch solche Gleichmacherei wird die mörderische Spezifik des Nationalsozialismus ausgeblendet, so dass über die Täter von unvergleichlichen Verbrechen nicht geredet werden muss.
Der Trick funktioniert gleich doppelt: Nicht nur, dass der Glaube an das gute deutsche Volk auf diese Weise konserviert werden kann, indem den Volksgenossen die Verantwortung für ihre Taten abgesprochen wird, sondern auch gerät das Monopolkapital zum Grundübel auf der Welt. Die Tendenz zur Personalisierung des Monopolkapitals wird in dem Demonstrationsaufruf bereits angedeutet: „Die Verharmlosung und Finanzierung durch Steuermittel für (sic!) neofaschistische Parteien dient der Stärkung der faschistischen Struktur [Hervorhebung von uns]“. Die Verharmlosung und Finanzierung „dient“ also dem Aufbau faschistischer Strukturen. Hinter dieser Formulierung steckt, dass jemand diese angeblichen Verharmlosungen mit Absicht betreibe. Dass Fakten hier keine Rolle spielen, nämlich dass die rot-grüne Regierung selbst den Kampf gegen Nazis zur Staatsangelegenheit machte und die schwarz-rote Koalition von diesem Weg kaum abzuweichen scheint, ist hier nur nebensächlich. Wichtiger ist es, einen Schuldigen für die Misere zu suchen. Auch folgender Satz deutet an, dass bestimmte Krisenerscheinungen der warenproduzierenden Gesellschaft von irgendjemand mit Absicht initiiert würden, wohl um das gute deutsche Volk von der Revolution abzuhalten: „Durch Sozialabbau, Medienverdummung, Gleichschaltung, Demokratieabbau und soziale Repression wird versucht die Menschen für die faschistische Demagogie empfänglich zu machen [Hervorhebung von uns ]“. Dies ist alter Wein in neuen Schläuchen. Die Medien, die Regierung und die Wirtschaft - alle haben sich gegen die Massen verschworen und ziehen scheinbar an einem Strang, und das alles nur um Millionen von Menschen einigen rechtsextremen Gruppierungen in die Arme zu treiben? Wohl kaum, doch hat sich bei den Autoren dieses Aufrufes der Wahn einer Weltverschwörung so sehr verdichtet, dass sie sich gegen Logik und reale Erfahrung völlig versperren. Dass diese paranoide Vorstellung dem Antisemitismus sehr verwandt ist, ist offenkundig.

Auch die Nazis witterten hinter den Medien und der Wirtschaft geheime Mächte und Kreise, die alles lenken und leiten würden. Die ‚Protokolle der Weisen von Zion’ - eine antisemitische Fälschung über eine angebliche jüdische Weltverschwörung - scheinen die Autoren des Aufrufs gar nicht lesen zu müssen; instinktiv wissen sie auch so, was hinter den Kulissen vorgeht. So würde das deutsche Kapital noch immer neofaschistische Parteien unterstützen, so die kühne Behauptung des ‚Jugendbündnis’. Dass riesige transnationale Konzerne Witzfiguren wie Gerhardt Frey oder die nationalsozialistischen Deppen der NPD in bemerkenswerten Maße unterstützen sollten, kann nur der behaupten, der Auschwitz für eine etwas extremere Form des Kapitalismus hält und nicht etwa für den notwendig missglückenden Versuch von dessen negativer Aufhebung. Dass Auschwitz kein Lager war, um auf eine etwas übertriebene Weise ein paar Extra-Scheine zu machen, sondern nichts als die totale physische Zerstörung von Menschen zum Zweck hatte, will den deutschen Antikapitalisten von DKP & Co. einfach nicht in die Köpfe. Ihr ganzes manichäisches Weltbild würde zusammenbrechen, müssten sie einsehen, dass es nicht das „Monopolkapital“ war, das seine jüdischen Nachbarn an die Gestapo verpfiff, sie in Züge stopfte, um sie in die Vernichtungslager zu deportieren oder die Vernichtung durch den Kampf an der Front den Rücken frei hielt, sondern ganz normale Deutsche. Durch das wahnhafte Festhalten am Proletariat als revolutionäres Subjekt müssen sie verkennen, dass es eben nicht „die halleschen Arbeiter [Hervorhebung von uns]“ waren, die gegen Hitler einen Streik veranstalteten, sondern eine Minderheit unter der deutschen Arbeiterschaft. Die riesigen Aufmärsche zum Tag der Arbeit 1933 bezeugen eher die tatsächliche Konstitution der Arbeiterklasse, als selten dauerhafte Aktionen gegen Hitler.

 

Wenn man sich genau betrachtet, wie ‚antifaschistisch’ die Veranstalter der heutigen Demonstration wirklich sind und wie sehr sie sich mit den Nazis bei einer Reihe von inhaltlichen Fragen einig sein müssten, kann man nur hoffen, dass dieses rot-braune Bündnis nur ein ideelles bleibt.
Wer diese Veranstaltung durch seine Teilnahme unterstützt, befindet sich nicht auf einer antifaschistischen Demonstration, sondern macht sich mit dem rot-braunen Mob gemein.
Wir jedenfalls werden keinen Aufmarsch von Wahnsinnigen und Islamistenfreunden ignorieren und fordern die sofortige Auflösung der Demonstration. Wer nicht wie die Veranstalter den Kommunismus als Feigenblatt für die eigene Volksliebe benutzt, sondern eine radikale Kritik des Bestehenden beabsichtigt, kann dies nur an der Seite Israels und in absoluter Opposition zur heute hier dargebotenen deutschen Ideologie tun.

 

Gegen den unheimlichen Aufmarsch!

AG „no tears for krauts“ Halle

Alle Zitate entstammen dem Aufruf zur heutigen Demo. Auch trotz der Unleserlichkeit wurden die Zitate wie im Original wiedergegeben.

einige Leute aus dem Bündnis unterstützten die Kampagne „10 Euro für den irakischen Widerstand“ und beteiligten sich an gewaltsamen Protesten gegen eine pro-israelische Demonstration in Berlin

 

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