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Redebeitrag zur Demonstration am 1. Mai 2005 in Merseburg Mai 2005

 

Redebeitrag der ag.no.tears.for.krauts.halle zur Demonstration am 1. Mai 2005 in Merseburg

60 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, den Bombenangriffen auf Dresden, des Zusammentreffens der Roten Armee und den westlichen Alliierten in Torgau und schließlich der 60. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen am 8. Mai, wollen wir auf unsere Maidemo feiern, da der 60. Jahrestag der Niederschlagung der deutschen Barbarei nicht etwa ein Grund zur Trauer ist, sondern einer zur Freude. Denn dank der Roten Armee, die vom Osten her auf Deutschland vorrückte und dank der westlichen Alliierten, die vom Westen und – nicht nur in Dresden, Magdeburg und Hamburg, sondern auch hier in Merseburg – von oben und mit Bomben, den Krieg gegen Deutschland führten, konnten die Deutschen von ihrem blutigen Hobby – dem Morden – abgehalten werden. Nachdem ca. sechs Millionen Juden der deutschen Raserei zum Opfer fielen und halb Europa in ein Schlachthaus verwandelt wurde, musste das deutsche Reich schließlich am 8.Mai 1945 bedingungslos kapitulieren.

Zwei angezettelte und glücklicherweise verlorene Weltkriege inklusive sogenannter ‚nationaler Tragödien’ wie Stalingrad und Dresden, mahnten die Deutschen auf internationaler Ebene nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zur Ruhe. Während man sich auf politischer Ebene in der westlichen Besatzungszone nach außen hin geläutert gab, rumorte es nach wie vor an den Stammtischen. Sowohl im Osten als auch im Westen wusste man sich geschickt, um die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit zu drücken.

Am 9.November 1989 fiel die innerdeutsche Mauer, also genau 51 Jahre nach einer anderen nationalen Anstrengung – der Reichspogromnacht. Man sprach fortan an vom neuen Deutschland, welches  jedoch gar nicht so neu war: Dies mussten in der Folgezeit in der ganzen BRD Nicht-Deutsche und Gegner des deutschen Freudentaumels am eigenen Leib erfahren, als die neuen alten Deutschen diese akribisch aufspürten, sie zusammenschlugen oder gar töteten. Regierung und Opposition quittierten diese Einsatzbereitschaft zunächst mit der Abschaffung des Asylrechtes. Um aber Schaden am Ansehen der ‚Berliner Republik’ abzuwenden, musste man die zahlreichen Übereifrigen nun schnell wieder loswerden, zumindest aber ruhig stellen. Schließlich konnte man selbst viel effektiver und nahezu ohne Imageverlust lästige Ausländer loswerden und selbst für die vom Volk gewünschte Ordnung sorgen.

Nachdem 1998 die rot-grüne Koalition ihre Regierungsgeschäfte aufgenommen hatte, war für die Deutschen die Nachkriegsgeschichte endgültig vorbei: nicht trotz sondern wegen Auschwitz wurde nun Jugoslawien angegriffen. War bis vor einigen Jahren die eigene NS-Vergangenheit im Weg, in der Weltpolitik Ansprüche anzumelden, so präsentiert man insbesondere seit dem rot-grünen Regierungsantritt ein geläutertes Deutschland, das aus der Vergangenheit seine Lehren gezogen hätte. Die angeblichen Erfahrungen der deutschen Vergangenheit – heißt es häufig - würden die Deutschen dazu verpflichten, Unrecht auf der ganzen Welt geißeln zu können oder sich wahlweise als friedliebende Alternative darzustellen. Dies tun die Volksgenossen von politisch links bis rechts außen mit Vorliebe im Nahen Osten, wo man in der israelischen Politik das gleiche Unrecht zu sehen glaubt, wie das Unrecht der Nazis gegenüber den Juden. Flugs werden so die damaligen Opfer der Deutschen zu den Tätern von heute.  Deren vermeintliche Opfer – also die Palästinenser – sind in dieser Rechnung die Juden der Gegenwart. Nicht nur, dass so von arabischem Antisemitismus und islamistischer Barbarei nicht geredet werden muss, wirkt der deutsche Zivilisationsbruch so wie einer von vielen.

Vor allem dieses unsägliche ‚Gerade wir als Deutsche’ und das Gerede von ‚Verantwortung’, macht die deutsche Selbstfindung so bedrohlich, ist doch damit ein ‚Auftrag’ gemeint, die Welt nach deutschen Vorstellungen einzurichten. Diese Vorstellung bedeutet, bei jeder erdenklichen Gelegenheit über das ‚Selbstbestimmungsrecht der Völker’ zu schwadronieren, was nichts anderes heißt, als jede widerliche und menschenfeindliche Kultur, sei sie noch so barbarisch, zu hofieren und als Bündnispartner gegen die westliche Welt und die Zivilisation in Stellung zu bringen. Das damit eine Affront gegen die USA und Israel gemeint ist, ist dabei offensichtlich.
 
Die deutsche Schuld am Holocaust wird heute zwar generös anerkannt, jedoch nicht ohne gleichzeitig auf den vermeintlichen Opferstatus auch der Deutschen zu verweisen: und zwar Opfer der Nazis, als auch der Alliierten zu sein. Die angeblich ‚guten Deutschen’ seien von den Nazis zu ihren Untaten ‚verführt’ worden. Nicht etwa unsere Großeltern, also die ganz normalen Deutschen waren hierbei die Nazis, sondern diese kamen anscheinend aus dem Weltall und sind über Deutschland hereingebrochen. So geschah, laut regierungsamtlicher deutscher Geschichtsdeutung, nicht nur den von den Deutschen Überfallenen und Hingemordeten Unrecht, sondern auch sie selbst wären ein Opfer des Krieges gewesen: Stalingrad, Dresden, die Vertreibung der Landsleute aus dem Osten usw. gelten so einfach als menschliche Tragödien genau wie Auschwitz. Dass aber die Deutschen den Nationalsozialismus zu verantworten hatten - ob an der Heimatfront beim Kraft-durch-Freude-Programm oder in der Waffen SS - und deshalb nichts anderes als die Vertreibung, die Bombardierungen und die militärische Zerstörung ihres wahnhaften Vorhabens verdienten, wird mit der Ausblendung von Ursache und Wirkung geflissentlich übersehen.

Besonders jetzt im Gedenkjahr 2005 wird an allen Winkeln der Republik ständig ‚erinnert’ und ‚gemahnt’. Der dabei konstruierte Gegensatz von guten Deutschen und bösen Nazis und der Opfermythos der Landsleute macht dieses Gedenkdeutschland im Jahr  2005 so widerwärtig, wie es eigentlich schon immer war. Dies jedoch ist für uns Grund genug, diese Deutschen daran zu erinnern, was passiert, wenn sie ihrem Wahn freien Lauf lassen: Die Bombardierung Dresdens, Hamburgs, Magdeburgs, Dessaus und auch Merseburgs sind die einzigen Drohungen, vor denen die Landsleute sich erschrecken, die von Auschwitz nichts hören wollen. Da das Ende der Barbarei am 8.Mai 1945 von der übergroßen Mehrheit der Deutschen eher als Niederlage denn als Befreiung aufgefasst wurde, und diese Deutschen bis zuletzt loyal zu Führer und Massenmord standen, danken wir den Siegermächten, dass sie der deutschen Mordmaschinerie mit allen Mitteln ein Ende setzten. Deshalb feiern wir in diesem Jahr auf unserer Maidemo ausgiebig den 60. Jahrestag der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus ausgiebig.

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